up-date Vorschläge zur Änderung

Update EU: EuGH-Urteil (C-528/16) zur genrechtlichen Einordnung von Mutageneseverfahren

Update Zeitraum August 2019 – Juli 2020  EU-Ebene


Vorschläge zur Änderung der Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EC aus Wissenschaft und Wirtschaft


► Deutschland: Update Zeitraum August 2019 - Juli 2020

Initiativen und Stellungsnahmen aus der Wissenschaft mit konkreten Vorschlägen 


Nahezu alle gesellschaftlichen Gruppen, die ein Interesse – welcher Art auch immer - an den neuen molekularen Methoden zur Gen- bzw. Genomveränderung haben, äußerten sich seit der Urteilsverkündung zu dem Urteil und seiner möglichen Umsetzung ins EU-Gentechnikrecht. Mit Ausnahme fundamentalistischer Gentechnikgegner erwarten alle Gruppierung von der EU-Kommission und der Politik eine Anpassung des Gentechnikrechts ( Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EC) an den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik, da das bestehende Recht in seinen Grundzügen auf dem Wissensstand der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts beruht. Die Vorschläge wie eine Anpassung erfolgen sollte, sind weitgefächert. Sie reichen von kleinen über eine komplette Änderung bis hin zur Abschaffung des Gentechnikrechtes. Die Vorschläge bleiben aber meist vage; konkrete Änderungsvorschläge werden selten gemacht. Die kleineren Änderungen, die auch zeitnah umgesetzt werden könnten, haben eine Modifizierung der Definition eine GVO und /oder eine Erweiterung der Ausnahmebestimmungen in den Anhängen I und II der Freisetzungsrichtlinie im Focus. Die größeren Änderungen betreffen meist den Wechsel von einer verfahrens- hin zu einer produktbezogenen Betrachtung der Gentechnikgesetzgebung; sicherlich ein jahrzehntelanger Weg. 


Europäische Bürgerinitiative "Grow Scientific Progress"
Über die Europäische Bürgerinitiative können Bürger der EU-Mitgliedsstaaten die Politik direkt mitgestalten und der EU-Kommission Vorschläge für neue Gesetze oder Gesetzesänderungen machen. Voraussetzung für ein Handeln ist, dass die Kommission den Vorschlag akzeptiert und die Bürgerinitiative innerhalb eines Jahre 1 Million Unterstützer für ihren Vorschlag findet. Gerade zum 1. Jahrestag der Urteilsverkündung zu den Mutageneseverfahren hat die EU-Kommission ► den Vorschlag ► einer europäischen Studentengruppe „Grow Scientific Progress: Crops Matter!“ („Den wissenschaftlichen Fortschritt steigern: Kulturpflanzen sind wichtig!“) angenommen und zur ► Unterschriftensammlung freigeschaltet. Die Studentengruppe hat ihre konkreten Vorstellungen zur Novellierung der Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EC eingebracht. Die Bürgerinitiative muss innerhalb eines Jahres, d.h. bis zum 25. Juli 2020*, mindestens eine Million Unterschriften aus mindestens sieben unterschiedlichen Mitgliedstaaten sammeln, um die Kommission zum Handeln im geforderten Sinne oder zur Begründung ihres Nicht-Handelns zu bewegen.

     * Auf Grund der Covid-19 Pandemie wurde die Frist bis zum 25.01.2021 verlängert.


 Anzahl der Unterstützer im der Mitgliedsstaaten des Anliegen der Europäische Bürgerinitiative "Grow Scientific Progress"


                                                                                                                                                         Stand 20.07.2020, 12:00 Uhr insgesamt 9278   


Eine Millionen Stimmen ist eine große Herausforderung und es wird sicherlich schwierig sein, so viele Unterstützer zu finden. Das Thema ist sperrig, für die breite Öffentlichkeit schwierig verständlich zu kommunizieren und die Bedeutung moderner Pflanzenzüchtung zu emotional zu besetzen. Die Ausgangslage ist hier eine schwierige - anders als bei den Themen, wie z.B. Zeitumstellung, Pflanzenschutzmittel, Bienensterben. Pflanzenzüchtung berührt nur wenige.


Die erforderliche Stimmenzahl von einer Million wurde nicht erreicht (Stand 20.07.2020) und die EU-Kommission muss sich nicht speziell mit dem Anliegen aus der Bürgerinitiative “ Grow Scientific Progress: Crops Matter!“ beschäftigen.


European Academies – Science Advisory Council 
Der European Academies – Science Advisory Council (easac) nimmt in März 2020 die Stellungnahme der Leopoldina, der Union der Wissenschaften und der Deutschen Forschungsgesellschaft zum Anlass nochmals auf die Notwendigkeit einer Revision der Gentechnikgesetzgebung hinzuweisen. Die Stellungnahme wird vorgestellt und easac schließt sich den Empfehlungen 
     ●  der Überarbeitung der GVO-Definition/Ausnahmen, um die EU in die
        Lage zu versetzen, die durch die Genomeditierung gebotenen
        Möglichkeiten in der Pflanzenzüchtung nutzen zu können
     ● der Entwicklung eines neuen rechtlichen Rahmens, der sich auf
        Eigenschaften der Organismen/Produkte und nicht auf 
        Prozesse wie die Organismen gewonnen wurden, konzentriert
voll an. 
Zusätzlich erneuert easac seine ► Empfehlungen aus dem Jahr 2018 an die EU-Kommission. 

► easac: The regulation of genome-edited plants in the European Union   EASAC commentary on the statement by the German National Academy of Sciences Leopoldina, the Union of the German

  Academies of Sciences and Humanities, and the German Research Foundation


European Sustainable Agriculture Through Genome Editing 

Das ► European Sustainable Agriculture Through Genome Editing(EU-SAGE) ist ein Netzwerk von 129 europäischen pflanzenwissenschaftlichen Instituten und Gesellschaften, die sich zusammengeschlossen haben, um Informationen über die Genomeditierung zu sammeln und der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Es will die Politik in Europa und in den EU-Mitgliedstaaten unterstützen, die Nutzung der Verfahren der Genomeditierung für eine nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu ermöglichen.


► Statement: European scientists urgently reach out to the newly elected European Parliament and European Commission to enable the potential of 

                     genome editing for sustainable agriculture and food production.


► Offener Brief an die EU-Kommission: On behalf of the European Sustainable Agriculture through Genome Editing network (EU-SAGE) we call upon

                    the European Commission to safeguard genome editing for sustainable agriculture and food production. (30.01.2020)


Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Deutsche Forschungsgemeinschaft und Union der deutschen Akademien der Wissenschaften 

Im November 2019 veröffentlichten die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ihre ► Stellungnahme:


"Wege zu einer wissenschaftlich begründeten, differenzierten Regulierung genomeditierter Pflanzen in der EU 

 Towards a scientifically justified, differentiated regulation of genome edited plants in the EU"


                                                                                                                                                                                                        mehr..........


 

Initiativen und Stellungnahmen von Wirtschaftsverbänden
 
bgf-Jany sind keine weiteren öffentlichen Äußerungen mit konkreten Änderungsvorschlägen von europäischen Wirtschaftsunternehmen / Pflanzenzüchtern im Update-Zeitraum (August 2019 – 23.07.2020) bekannt. Hier werden daher nur einige Stellungnahmen wiedergegeben. 

Am 9. Januar 2020 unterzeichneten 26 europäische Wirtschaftsorganisationen den ► Brief “ EC study on the status of novel genomic techniques“, in dem sie die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten aufforderten, das Gentechnikrecht zu novellieren. Insbesondere sollten Erzeugnisse, die mit Genomeditierungstechniken gewonnen wurden, die auch mit konventionellen Methoden hätten gewonnen werden oder aus spontanen natürlichen Mutationen resultieren können, nicht den Vorschriften der Richtlinie 2001/18 zu unterwerfen. Die Unterzeichner unterstützen die Entscheidung des Rates (EU) 2019/1904, in der die Kommission aufgefordert wird, eine umfassende Studie zu den neuen Züchtungsverfahren vorzulegen. Sie erhoffen sich von der Kommission einen Vorschlag mit dem unter Beibehaltung der hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards die modernen Verfahren für Änderung der genetischen Information für die Lebensmittelproduktion angewandt werden können.



agri-food chain coalition: 

Priorities for the EU institutions 2019 - 2024
Statements von Euroseeds:

► Euroseeds (10.10.2019):Euroseeds Statement on the Citizens Initiative: “Grow scientific progress: crops matter!”

► Euroseeds (02.09.2019): The global need for plant breeding innovation
           Bezug zur ►Veröffentlichung der Vorträge während der OECD Conference on Genome Editing: Applications in Agriculture, 28.-29.2018 in Paris

► Euroseeds (18.11.2019): Jorasch P.: The EU GMO Directive is No Longer Fit for Purpose

► Euroseeds (19.11.2019): Growing the Future Together: breeders and farmers underline the importance of plant 
           breeding innovation for sustainable agriculture
           Anläßlich der Conference on Plant Breeding Innovation “Growing the Future Together” in Brüssel am 19.11.2019 .

► Euroseeds (13.01. / 09.05.2020): 26 business organizations support a Commission study on “novel genomic 
          techniques” and express their hope for more enabling regulations

► Euroseeds (01.04.2020): Euroseeds welcomes the publication of the roadmap for the Farm to Fork strategy

Überblick zu Anwendungen und gesetzlichen Regelungen:

 

► EuropaBio:   Genome-Edited Products and Projects: Resources and Examples


► GLP:  Human and Agriculture Gene Editing: Regulations and Index



Literatursammlung:  Eine Zusammenstellung von Literatur zum EuGH-Urteil (C-528/16), zu gesetzlichen Regelungen und Anwendungen der neuen Züchtungsverfahren  (NBTs, CRISPR-Cas und Co) kann ► hier abgerufen werden.



bgf-jany 20.07.2020




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