Die Arbeitsgruppe von Prof. Infascelli hat den Einfluss von gv-Soja auf die Entwicklung von Ziegen, Lämmern und Kaninchen untersucht. Das methodische Vergehen war immer recht ähnlich; angepasst an das Untersuchungsobjekt. In letzten der Publikation „Genetically modified soybean in a goat diet: Influence on kid performance” von Tudisco et al. (2015) (2) werden Unterschiede in den IgG-Gehalten von Kolostralmilch (Biestmilch), Serum sowie in den Schlachtgewichten der Ziegenlämmer nach Fütterung von gv-Soja (MON 40-3-2) im Vergleich zur Kontrolle aufgezeigt. Genau wie in den vorangegangenen Arbeiten wurden auch im Gewebe und in der Biest-/Muttermilch Bruchstücke rekombinierter DNA gefunden.
- Die Geburtsgewichte der Bocklämmer unterscheiden sich in den Kontroll- und in den Testgruppen nicht und sind unabhängig von der Menge des eingesetzten Sojamehls.
- Die Schlachtgewichte sind bei den mit Kolostral- bzw. Milch ernährten Lämmern von gv-gefütterten Muttertieren niedriger als die aus der Kontrollgruppe. Eine Dosisabhängigkeit der Schlachtgewichte ist nicht feststellbar. In den Körpermaßen unterscheiden sich die Lämmer in Bezug auf Widerristhöhe und Brustumfang geringfügig, während bei den Gewichten der Organe keine Unterschiede auftreten.
- Der Fett- und Proteingehalt in der Kolostralmilch von mit konventionellem Sojamehl gefütterten Muttertieren ist signifikant höher, als der bei den mit gv-Sojamehl gefütterten. Nach 15 Tagen bestehen in den Fett- und Proteingehalten der Milch beider Gruppen keine Unterschiede mehr.
- Die IgG-Gehalte (Titer) in der Kolostralmilch und im Serum von Nachkommen der von mit konventionell gefütterten Muttertieren sind höher als bei den mit gv-Sojamehl gefütterten.
- DNA-Fragmente aus konventionellen und gv-Soja werden in der Kolostralmilch mittels Polymerasenkettenreaktion (PCR) detektiert.
Die Autoren vermuten, dass die Verfütterung von gv-Sojamehl gravierende Auswirkungen auf das Immunsystem der Muttertiere hat und Inhaltsstoffe aus dem gv-Soja die Produktion von IgG-Antikörpern inhibieren und zu verringerten Protein- und Fettgehalten in der Biestmilch führen.
Der Spurennachweis des DNA-Fragments des CP4-EPSPS Gens ist zweifelhaft, da die elektrophoretische Wanderung des Fragments aus den Versuchsgruppen im Gel geringer ist als die der Positivkontrolle. Zur Verifizierung der Identitäten der Fragmente wäre eine Sequenzierung notwendig gewesen. Auffällig ist, dass die
Abbildungen 1 und 3 aus den Publikationen 2015 (2) und 2010 (3) augenscheinlich identisch sind, lediglich die Beschriftung wurde angepasst.
Die Arbeit weist mehrere gravierende methodische Mängel auf, die eine Bewertung der Daten und Rückschlüsse auf die Entwicklung der Bocklämmer nicht erlauben. Aufgrund der methodischen Mängel in der Versuchsanstellung sind aus dieser Arbeit keine Aussagen zum Gefährdungspotential von gv-Soja in der Fütterung von Ziegen und die daraus folgenden Einflüsse auf die Entwicklung der Nachkommen wissenschaftlich begründet ableitbar.
- Tudisco R., Calabro S., Cutrignelli M.I., Mopniello, G., Grossi M., Mastellone, V., Lombardi B., Pero M., Infascelli F. (2015): Genetically modified soybean in a goat diet: Influence on kid performance. Small Ruminant Research, http://dx.doi.org/10.1016/j.smallrumies.2015.01.023
- Tudisco R., Mastellone V., Cutrignelli M.I., Lombardi B., Bovera F., Mirabella N., Piccolo G., Calabro S., Avallone L., Infascelli, F. (2010): Fate oftransgenic DNA and evaluation of metabolic effects in goats fed genetically modified soybean and in their offsprings. Animal 4, 1662-1671, doi:10.1017/S1751731110000728
- Mastellone V., Tudisco R., Monastra G., Pero M. Calabro S., Lombardi P., Grossi M., Cutrignelli M., Avallone L., and Infascelli F. (2013): Gamma-glutamyl transferase activity in kids born from goats fed genetically modified soybean. Food and Nutrition Sciences: 4, 50-54
* Arbeit zurückgezogen
►Detailierte Stellungnahme zur Publikation von Tudisco et al. (2015):
Genetically modified soybean in a goat diet: Influence on kid performance”
BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel:
Gentransfer aus Futterpflanzen auf höhere Tiere
Anlass:Wissenschaftliche Publikationen wie die zuletzt von Tudisco et al. (2010) in der Zeitschrift „Animal“ veröffentlichte Studie mit dem Titel „ Fate of transgenic DNA and evaluation of metabolic effects in goats fed genetically modified soybean and in their offsprings ” lösen immer wieder Diskussionen aus über eine mögliche Gefährdung der Gesundheit von Mensch und Tier durch den Verzehr von Lebens- und Futtermitteln aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Dies war Anlass für die BfR-Kommission für genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel, sich am Beispiel dieser Studie mit der Thematik des Gentransfers und dessen potenziellen Auswirkungen zu befassen.
Ergebnis:
Die Kommission kam nach kritischer Prüfung der Veröffentlichung von Tudisco et al. (2010) zu der Einschätzung, dass sich aus der Studie keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich eines Transfers rekombinanter DNA aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf höhere Tiere und dessen potentielle Auswirkungen ableiten lassen. Der Übergang und der vorübergehende Verbleib von mit der Nahrung aufgenommener DNA-Fragmente in Gewebe von Tieren ist ein natürlicher Vorgang. Ein per se höheres Risiko durch rekombinante DNA-Sequenzen aus gentechnisch veränderten Pflanzen ergibt sich hieraus nicht.
Die vollständige Stellungnahme unter:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/gentransfer_aus_futterpflanzen_auf_hoehere_tiere.pdfund zusätzlich: