Gentechnisch veränderte Petunien sind in der EU für kommerzielle Zwecke nicht zugelassen. Die Recherche in der ► ISAAA-Datenbank ergab nur einen Eintrag für die Kultivierung von gv-Petunien in China mit einer Chalcon-Synthase.
Gv-Petunien erlangten in der EU und auch in Deutschland jedoch eine besondere Aufmerksamkeit, da solche Pflanzen zwar unbewusst, aber dennoch 2017 illegal in den Handel gebracht wurden. Die Besonderheit dieser gv-Petunien war ihre orangefarbigen Blüten.
Petunien waren die ersten gentechnisch veränderten Pflanzen, die in Deutschland für Forschungszwecke freigesetzt wurden.
Die
► Freisetzungsversuche wurden vom Max-Plank-Institut für Pflanzenzüchtung in Köln am 14.Mai 1990 durchgeführt.
Gentechnisch veränderte Petunien – Orangefarbige Blüten als Indiz.
Orange- bis lachsfarbige Blüten sind bei Petunien bisher unbekannt und diese besondere Blütenfarbe wurde bislang auch noch nicht durch eine konventionelle Züchtung erreicht. Das vermehrte Auftreten solcher Petunien in Parkanlagen in Finnland weckte das Interesse von Wissenschaftlern der finnischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Evira. Molekularbiologische Untersuchungen der Behörde an einer Reihe der orangefarbigen Petunien ließen vermuten, dass diese ungewöhnliche Blütenfarbe auf einer gentechnischen Veränderung beruht. Nach der
►
Meldung auf der Internetseite der Evira
(27.04.2017) sind Petunien, die unter den Handelsnamen Pegasus Orange Morn, Pegasus Orange, Pegasus Table Orange, Potunia Plus Papaya, Go!Tunia Orange, Bonnie Orange, Sanguna Patio Salmon und Sanguna Salmon vermarket, werden (wurden) betroffen. Aus der Meldung geht nicht hervor, wie und welche gentechnische Veränderung detektiert wurde.
Es wurde lediglich mitgeteilt, dass nicht Petunien-eigne DNA-Sequenzen nachgewiesen wurden. Nach Mitteilung der Elvira stammen Petuniensamen und – setzlinge aus Deutschland und den Niederlanden. Die Behörde teilte auch mit, dass von den beanstandeten Petunien kein Risiko für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt ausgeht. Petunien sind einjährige Pflanzen, weder die Pflanzen noch das Saatgut sind winterhart.
Eine Recherche in den einschlägigen Datenbanken für die Zulassungen von gv-Pflanzen ergab lediglich in der
► ISAAA-Datenbank
einen Eintrag für die Kultivierung von gv-Petunien in China mit einer Chalcon-Synthase [9].
Das Kultivieren und Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Pflanzen (gv-Pflanzen) unterliegen in der Europäischen Union strengen gesetzlichen Regularien. Ohne vorhergehende Sicherheitsbewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und einer Zulassung durch die EU-Kommission dürfen gv-Pflanzen nicht vermarket werden. Diese Petunien haben keine Zulassung durch die EU-Kommission und sind somit illegal im Handel. Daher löste die Evira-Meldung EU-weite Untersuchungen der zuständigen Behörden an orangefarbig-blühenden Petunien aus. Die betroffenen Petunien wurden aus dem Markt genommen. Wie die Entsorgung der gv-Pflanzen in den einzelnen Unternehmen erfolgte, ist weitgehend unbekannt. Aber da Petunien und ihre Samen nicht winterhart sind, kann angenommen werden, dass sie kompostiert und der Winterkälte ausgesetzt werden.
Da die Samen und Pflanzen aus Deutschland (NRW) stammen sollen, wurde das Untersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper (CVUA-RRW) von Umweltministerium mit der Überprüfung von Gartenbaubetriebe, die solche orangefarbigen Petunien vertreiben, beauftragt. Bei den Petunien Pegasus Organe (Namen bei Züchtern „Salmon Ray“ und „Bingo Mandarin“) sowie bei Pegasus Table Orange (Name beim Züchter „Bingo Orange“) wurde eine (die)
► gentechnische Veränderung
nachgewiesen. Die Vernichtung der gv-Pflanzen wurde angeordnet. Welche gentechnische Veränderung nachgewiesen wurde, ist auch von der CVUA-RRW öffentlich nicht gekannt gemacht worden.
Auch wenn bislang folgende Petunienvarietäten noch nicht abschließend auf gentechnische Veränderungen untersucht wurden sind, empfiehlt der Zentralverband der Züchter ihren Mitgliedern und Händlern folgende Sorten aus dem Verkehr zunehmen:
Perfectunia Mandarin Perfectunia Orange Morn
Perfectunia Orange Bingo Mandarin
Bingo Orange Go!Tunia Orange
Salmon Ray Viva Orange
Potunia Plus Papaya Bonnie Orange
African Sunset anguna Patio Salmon
Sanguna Salmon
Der Ursprung der gv-Pflanzen und die Art der gentechnischen Veränderung sind bislang nicht bekannt. Weitere Untersuchungen müssen durchgeführt werden.
Gentechnisch veränderte Petunien, die eine veränderte Blütenfarbe aufweisen sollten, wurden in der 90-ziger Jahren vom Max-Planck-Institut für Pflanzenforschung in Köln hergestellt und auch freigesetzt [1, 2]. Das NRW-Umweltministerium will daher untersuchen lassen, ob möglicherweise zwischen den damaligen Versuchen und dem Auftreten dieser orangefarbigen Petunien ein Zusammenhang besteht.
Petunien mit den besonderen orange- bis lachsfarbigen Blüten sind nicht nur in Europa aufgetaucht sondern auch in den USA. Inzwischen wurden auch hier Züchter und Händler aufgerufen, diese gv Pflanzen zu vernichten, da sie illegal auf dem Markt gekommen sind.
Es konnte vermutet werden, dass für den Nachweis einer gentechnischen Veränderung bei den Petunien häufig bei gentechnischen Modifizierungen genutzte Promotoren- oder Terminatorensequenzen nachgewiesen wurden. Diese Sequenzen werden in molekularen Screeningverfahren als orientierte PCR-Maßnahme eingesetzt.
Das BVL hat in seiner
► Fachinformation (22.05.2017)
[3] erstmals genauere Angaben über die genutzten Elemente veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um Sequenzen aus dem Promotor des Blumenkohlmosaikvirus (P-35S), dem Promotor des Nopalinsynthase-Gens aus Agrobacterium tumefaciens (P-nos), aus einem Konstrukt bestehend aus P-nos und dem Neomycin-Phosphotransferase-Gen (nptII) aus Escherichia coli (P-nos/nptII). Daneben konnte auch ein Übergangskonstruktzwischen dem P-35S und einem Mais-Gen (A1) (Dihydroflavonol-4-Reduktase) nachgewiesen werden. Ebenfalls werden die Petunienvarietäten aufgelistet bei denen die gentechnischen Veränderungen nachgewiesen wurden.
Von den deutschen Untersuchungsämtern wurden inzwischen folgende Petunienvarietäten als gentechnisch verändert ausgewiesen:
African Sunset Bingo Coral Blast Bonnie Orange
Bonnie Orange 15 Capella Red Cascadias Red Lips
Charme Flame 2-140 Crazytunia Citrus Twist Crazytunia Kabloon
Famous Electric Orange Go!Tunia Orange GS Hellorange
Maui Sands My Love Orange Orange Star
Potunia Plus Papaya Potunia Plus Red
Sanguna Salmon Sentunia (2.0) Gshell Orange Nr. 11-45
OrangeViva Orange Viva Fire Viva Orange Vein
Orange Yellow Center 749 (07336) Orange Yellow Zone 225
Sentunia 2.0 Rose Coral 315 Stars Yellow
Happy Classic Orange Morn O-65 Happy Classic Yellow Orange Stripes O-82
Pegasus Orange Pegasus Orange Morn Pegasus Table Orange
Über Herkunft und Ursprung der Entwicklung der gentechnischen Veränderung(en) liegen noch keine abschließende Erkenntnisse vor. Eine Übersicht zu den Untersuchungsämtern, die die Analysen durchführten ist unter
► "Aktuelle Untersuchungen zu GVO-Petunie
n" [4] einsehbar. Allerdings werden in der Übersicht keine Angaben über die eingeführten gentechnischen Elemente gemacht.
Der finnische Molekularbiologe Terri, dem die lachsfarbenen Petunien auf öffentlichen Plätzen auffielen und letztlich die weltweite Untersuchung von Petunien auslöste, hat eine Reihe dieser Petunien untersucht und seine Ergebnisse publiziert [5]. Er konnte unter anderen eingeführten Elementen das A1-Maisgen, das für die Dihydroflavonol-4-Reduktase codiert, nachweisen. Dieses Gen bzw. das Genprodukt ist für die Veränderung der Blütenfarbe verantwortlich. Dieses Maisgen wurde 1987 von Meyer et al. [6] für die gentechnische Veränderung der Petunien am MPI für Pflanzenforschung in Köln genutzt. Mit dem Nachweis des 35-S-Promotors und des Markergens nptII lag die Vermutung nahe, das die von Bushandy und Terri [5] untersuchten Petunien (African Sunset und Bonnie Orange) auf das von Meyer et al. [6] entwickeltes Genkonstrukt p35A1 zurückzuführen sind. T. Terri war seiner Zeit an den Arbeiten zu den gv-Petunien am MPT-Köln selbst beteiligt. Er hatte damals untersucht, warum die gv-Petunien im Freiland nicht die gewünschten Farbveränderungen aufwiesen. (Eine Literaturübersicht ist unten angehängt). Wie Kritiker bereits anprangerten; die Spur führt nach Köln an das MPI. Allerdings unbekannt bleibt aber weiterhin, wie dieses Genkonstrukt in die Petunienzüchtung Eingang finden konnte und warum die nun gefundenen gv-Petunien stets diese neuen Farben unter den unterschiedlichsten Umweltbedingungen aufweisen.