Petunien

Petunien – gentechnisch verändert


Gentechnisch veränderte Petunien sind in der EU für kommerzielle Zwecke nicht zugelassen. Die Recherche in der ► ISAAA-Datenbank ergab nur einen Eintrag für die Kultivierung von gv-Petunien in China mit einer Chalcon-Synthase.


Gv-Petunien erlangten in der EU und auch in Deutschland  jedoch eine besondere Aufmerksamkeit, da solche Pflanzen zwar unbewusst, aber dennoch 2017 illegal in den Handel gebracht wurden. Die Besonderheit dieser gv-Petunien war ihre orangefarbigen Blüten.


Petunien waren die ersten gentechnisch veränderten Pflanzen, die in Deutschland für Forschungszwecke freigesetzt wurden.

Die ► Freisetzungsversuche wurden vom Max-Plank-Institut für Pflanzenzüchtung in Köln am 14.Mai 1990 durchgeführt.

Gentechnisch veränderte Petunien illegal im Handel

Gentechnisch veränderte Petunien – Orangefarbige Blüten als Indiz.

gv-Petunie

Orange- bis lachsfarbige Blüten sind bei Petunien bisher unbekannt und diese besondere Blütenfarbe wurde bislang auch noch nicht durch eine konventionelle Züchtung erreicht. Das vermehrte Auftreten solcher Petunien in Parkanlagen in Finnland weckte das Interesse von Wissenschaftlern der finnischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Evira. Molekularbiologische Untersuchungen der Behörde an einer Reihe der orangefarbigen Petunien ließen vermuten, dass diese ungewöhnliche Blütenfarbe auf einer gentechnischen Veränderung beruht. Nach der Meldung auf der Internetseite der Evira (27.04.2017) sind Petunien, die unter den Handelsnamen Pegasus Orange Morn, Pegasus Orange, Pegasus Table Orange, Potunia Plus Papaya, Go!Tunia Orange, Bonnie Orange, Sanguna Patio Salmon und Sanguna Salmon vermarket, werden (wurden) betroffen. Aus der Meldung geht nicht hervor, wie und welche gentechnische Veränderung detektiert wurde.

Es wurde lediglich mitgeteilt, dass nicht Petunien-eigne DNA-Sequenzen nachgewiesen wurden. Nach Mitteilung der Elvira stammen Petuniensamen und – setzlinge aus Deutschland und den Niederlanden. Die Behörde teilte auch mit, dass von den beanstandeten Petunien kein Risiko für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt ausgeht. Petunien sind einjährige Pflanzen, weder die Pflanzen noch das Saatgut sind winterhart.

Eine Recherche in den einschlägigen Datenbanken für die Zulassungen von gv-Pflanzen ergab lediglich in der
ISAAA-Datenbank einen Eintrag für die Kultivierung von gv-Petunien in China mit einer Chalcon-Synthase [9].

Das Kultivieren und Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Pflanzen (gv-Pflanzen) unterliegen in der Europäischen Union strengen gesetzlichen Regularien. Ohne vorhergehende Sicherheitsbewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und einer Zulassung durch die EU-Kommission dürfen gv-Pflanzen nicht vermarket werden. Diese Petunien haben keine Zulassung durch die EU-Kommission und sind somit illegal im Handel. Daher löste die Evira-Meldung EU-weite Untersuchungen der zuständigen Behörden an orangefarbig-blühenden Petunien aus. Die betroffenen Petunien wurden aus dem Markt genommen. Wie die Entsorgung der gv-Pflanzen in den einzelnen Unternehmen erfolgte, ist weitgehend unbekannt. Aber da Petunien und ihre Samen nicht winterhart sind, kann angenommen werden, dass sie kompostiert und der Winterkälte ausgesetzt werden.

Da die Samen und Pflanzen aus Deutschland (NRW) stammen sollen, wurde das Untersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper (CVUA-RRW) von Umweltministerium mit der Überprüfung von Gartenbaubetriebe, die solche orangefarbigen Petunien vertreiben, beauftragt. Bei den Petunien Pegasus Organe (Namen bei Züchtern „Salmon Ray“ und „Bingo Mandarin“) sowie bei Pegasus Table Orange (Name beim Züchter „Bingo Orange“) wurde eine (die)
gentechnische Veränderung nachgewiesen. Die Vernichtung der gv-Pflanzen wurde angeordnet. Welche gentechnische Veränderung nachgewiesen wurde, ist auch von der CVUA-RRW öffentlich nicht gekannt gemacht worden.

Auch wenn bislang folgende Petunienvarietäten noch nicht abschließend auf gentechnische Veränderungen untersucht wurden sind, empfiehlt der Zentralverband der Züchter ihren Mitgliedern und Händlern folgende Sorten aus dem Verkehr zunehmen:

Perfectunia Mandarin              Perfectunia Orange Morn

                Perfectunia Orange                Bingo Mandarin
                 Bingo Orange                        Go!Tunia Orange
                 Salmon Ray                           Viva Orange
                 Potunia Plus Papaya               Bonnie Orange
                 African Sunset                       anguna Patio Salmon
                 Sanguna Salmon
Der Ursprung der gv-Pflanzen und die Art der gentechnischen Veränderung sind bislang nicht bekannt. Weitere Untersuchungen müssen durchgeführt werden.

Gentechnisch veränderte Petunien, die eine veränderte Blütenfarbe aufweisen sollten, wurden in der 90-ziger Jahren vom Max-Planck-Institut für Pflanzenforschung in Köln hergestellt und auch freigesetzt [1, 2]. Das NRW-Umweltministerium will daher untersuchen lassen, ob möglicherweise zwischen den damaligen Versuchen und dem Auftreten dieser orangefarbigen Petunien ein Zusammenhang besteht.

Petunien mit den besonderen orange- bis lachsfarbigen Blüten sind nicht nur in Europa aufgetaucht sondern auch in den USA. Inzwischen wurden auch hier Züchter und Händler aufgerufen, diese gv Pflanzen zu vernichten, da sie illegal auf dem Markt gekommen sind.
Es konnte vermutet werden, dass für den Nachweis einer gentechnischen Veränderung bei den Petunien häufig bei gentechnischen Modifizierungen genutzte Promotoren- oder Terminatorensequenzen nachgewiesen wurden. Diese Sequenzen werden in molekularen Screeningverfahren als orientierte PCR-Maßnahme eingesetzt.

Nachweis der gentechnischen Veränderung

Das BVL hat in seiner Fachinformation (22.05.2017) [3] erstmals genauere Angaben über die genutzten Elemente veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um Sequenzen aus dem Promotor des Blumenkohlmosaikvirus (P-35S), dem Promotor des Nopalinsynthase-Gens aus Agrobacterium tumefaciens (P-nos), aus einem Konstrukt bestehend aus P-nos und dem Neomycin-Phosphotransferase-Gen (nptII) aus Escherichia coli (P-nos/nptII). Daneben konnte auch ein Übergangskonstruktzwischen dem P-35S und einem Mais-Gen (A1) (Dihydroflavonol-4-Reduktase) nachgewiesen werden. Ebenfalls werden die Petunienvarietäten aufgelistet bei denen die gentechnischen Veränderungen nachgewiesen wurden.

gv-Petunien in Parkanlage

Von den deutschen Untersuchungsämtern wurden inzwischen folgende Petunienvarietäten als gentechnisch verändert ausgewiesen:
African Sunset                             Bingo Coral Blast            Bonnie Orange

Bonnie Orange 15                        Capella Red                   Cascadias Red Lips

Charme Flame 2-140                   Crazytunia Citrus Twist    Crazytunia Kabloon

Famous Electric Orange                Go!Tunia Orange            GS Hellorange

Maui Sands                                  My Love Orange             Orange Star

Potunia Plus                                 Papaya                          Potunia Plus Red

Sanguna Salmon                          Sentunia (2.0)               Gshell Orange Nr. 11-45

OrangeViva Orange                      Viva Fire                        Viva Orange Vein

Orange Yellow Center 749 (07336)                                     Orange Yellow Zone 225

Sentunia 2.0 Rose Coral 315                                             Stars Yellow

Happy Classic Orange Morn O-65                                      Happy Classic Yellow Orange Stripes O-82

Pegasus Orange                        Pegasus Orange Morn       Pegasus Table Orange


Über Herkunft und Ursprung der Entwicklung der gentechnischen Veränderung(en) liegen noch keine abschließende Erkenntnisse vor. Eine Übersicht zu den Untersuchungsämtern, die die Analysen durchführten ist unter
"Aktuelle Untersuchungen zu GVO-Petunie n" [4] einsehbar. Allerdings werden in der Übersicht keine Angaben über die eingeführten gentechnischen Elemente gemacht.

Der finnische Molekularbiologe Terri, dem die lachsfarbenen Petunien auf öffentlichen Plätzen auffielen und letztlich die weltweite Untersuchung von Petunien auslöste, hat eine Reihe dieser Petunien untersucht und seine Ergebnisse publiziert [5]. Er konnte unter anderen eingeführten Elementen das A1-Maisgen, das für die Dihydroflavonol-4-Reduktase codiert, nachweisen. Dieses Gen bzw. das Genprodukt ist für die Veränderung der Blütenfarbe verantwortlich. Dieses Maisgen wurde 1987 von Meyer et al. [6] für die gentechnische Veränderung der Petunien am MPI für Pflanzenforschung in Köln genutzt. Mit dem Nachweis des 35-S-Promotors und des Markergens nptII lag die Vermutung nahe, das die von Bushandy und Terri [5] untersuchten Petunien (African Sunset und Bonnie Orange) auf das von Meyer et al. [6] entwickeltes Genkonstrukt p35A1 zurückzuführen sind. T. Terri war seiner Zeit an den Arbeiten zu den gv-Petunien am MPT-Köln selbst beteiligt. Er hatte damals untersucht, warum die  gv-Petunien im Freiland nicht die gewünschten Farbveränderungen aufwiesen. (Eine Literaturübersicht ist unten angehängt).  Wie Kritiker bereits anprangerten; die Spur führt nach Köln an das MPI. Allerdings unbekannt bleibt aber weiterhin, wie dieses Genkonstrukt in die Petunienzüchtung Eingang finden konnte und warum die nun gefundenen gv-Petunien stets diese neuen Farben unter den unterschiedlichsten Umweltbedingungen aufweisen.

Plasmid - Modifizierung von Petunien
Elemente des p 35 A1-Konstrukts von Meyer et al. 1987 [6]
Anfang Juli 2017 hat die Zentrale Kommission für die biologische Sicherheit (ZKBS) eine Risikobewertung zu den gv-Petunien abgegeben. In der Stellungnahme [7] wird an Hand der aufgefundenen DNA-Teilsequenzen für die entsprechenden Gene bzw. ihren Genprodukten und den verwendeten Plasmiden die Bewertung vorgenommen.
Folgende DNA-Abschnitte wurden ganz oder teilweise nachgewiesen:
  •     P-35S Promotor und T-35S Terminator aus dem Blumenkohlmosaikvirus
  •     P-nos Promotor und T-nos Terminator der Nopalinsynthase
  •     T-ocs Terminator der Octopinsynthase
  •     nptII, Kanamycinresistenzgen als Markergen
  •     P-nos-nptII, ein Verbindungselement
  •     und die Strukturgene für die
  •     Dihydroflavonol-4-Reduktase aus Mais (A1)
  •     Flavonoid-3´,5´-Hydroxylase aus Petunia x hybride

Die Detektion des Gens für die Flavonoid-3´,5´-Hydroxylase lässt darauf schließen, dass die Entstehung der ungewöhnlichen Petunienblütenfarbe nicht nur auf das Plasmid p35A1 von Meyer et al. [6] zurückzuführen ist. Ein sehr ähnliches Plasmid (pB853) mit gleichen Regulatorgenen wie in p35A1, aber nun mit dem Strukturgen für die Flavonoid-3´,5´-Hydroxylase, haben 1999 Shimada et al. [8] entwickelt.  Der ZKBS liegen keine Kenntnisse vor, ob tatsächlich die beiden Plasmide p35A1 und /oder pB853 zur Transformation der aufgefundenen gv-Petunien verwendet wurden.

Zusammenfassung der ZKBS-Risikobewertung (Seite 7 [7])
„Die Petunie ist einjährig und kälteempfindlich. Für eine Etablierung von Petunien in der Umwelt oder einer Einkreuzung in Wildverwandte gibt es keine Hinweise. Wenn die gentechnisch veränderten Petunien durch Transformation mit den Plasmiden p35A1 oder pB853 oder Plasmiden mit identischen Genen und regulatorischen Elementen erzeugt wurden, unterscheiden sich diese Pflanzen in ihren Risiken für Mensch, Tier und Umwelt nicht von herkömmlichen Petunien. Selbst wenn die oben genannten DNA-Abschnitte nicht auf die Transformation mit den Plasmiden p35A1 oder pB853 zurückgehen sollten, sind anhand der vorliegenden Daten keine Anhaltspunkte erkennbar, die auf ein erhöhtes Risiko der gentechnisch veränderten Petunien im Vergleich zu herkömmlichen Petunien hindeuten.“

Literatur und Chronik zu den Pressemeldungen über gentechnisch veränderte Petunien

Hier sind Literaturstellen zu gentechnischen Veränderungen an Petuninen und die Pressemeldunng zum illegallen Inverkehrbringen der Gentechnik-Petunien als pdf-file abgelegt.
... und noch eine aufschlussreiche Glosse....
GVO-Petunien: Lächerlichkeit entlarvt und erklärt
                        Giovanni Molteni Tagliabue

Vor einigen Monaten spazierte ein finnischer Pflanzenbiologe von der Universität Helsinki durch die Stadt, als er auf einem öffentlichen Platz einige orangefarbene Petunien in Blumentöpfen bemerkte. Er war neugierig, denn es gibt keine natürliche Petuniensorte mit dieser Farbe. Eine 20 Jahre alte Geschichte über ein Gen-Rekombinationsexperiment kam ihm in den Sinn. Er kaufte die gleichen Pflanzen in einem Geschäft, analysierte sie und entdeckte, dass sie "Nachkommen" des Ergebnisses eines alten Experiments waren: Auf die eine oder andere Weise waren diese Samen auf dem Markt erhältlich geworden, wahrscheinlich schon seit Jahren.

Als die Geschichte an die Öffentlichkeit gelangte, wurde von Regulierungsbehörden von Finnland bis Großbritannien, von Australien bis zu den USA und anderen Ländern ein Ansturm auf das Auffinden und die Vernichtung des "GVO"-Saatguts und der Blumen ausgelöst.

Hier ist die Niederschrift eines Dialogs zwischen einem Rational Alien, der die Erde besucht, und einem Staatsbeamten eines Landes, in dem "GVOs" rechtlich verfolgt werden.

Rational Alien - Schöne Blumen haben Sie in dieser Schachtel, Herr Offizier. Bringen Sie sie auf den Markt?
Staatsbeamter - Nein. Ich habe sie gerade in diesem Geschäft beschlagnahmt. Sie werden vernichtet werden.
R.A. - Oh, ich verstehe. Müssen sie giftig sein oder so?
S.O. - Nun, überhaupt nicht. Aber sie sind "GVO".
R.A. - Wie bitte?
S.O. - Das ist ein Akronym für "genetisch veränderte Organismen".
R.A. - Mmm... Verzeihen Sie mir, ich bin verblüfft: Ihre Wissenschaftler wissen seit Jahrzehnten, dass jedes Lebewesen - jeder Organismus - per definitionem genetisch verändert ist!
S.O. - Das ist der wissenschaftliche Standpunkt. Aber nach dem Gesetz sind diese Blüten anders - nämlich illegal. Sie dürfen nicht existieren.
R.A. - Gestatten Sie mir eine Frage: Was ist der Grund für eine solche Regelung?
S.O. - Sie sind transgen, weil ihnen ein Gen aus Mais hinzugefügt wurde, um die orange Farbe zu erzeugen.
R.A. - Äh... und weiter? Es ist bekannt, dass Gene von einem Organismus zu einem anderen "springen" können, wenn sich verschiedene Arten entlang von Linien vermischen: wenn das Ergebnis keine negativen Auswirkungen auf die Sicherheit oder die Umwelt hat (1), aber es schafft eine neue schöne Pflanze...
S.O. - Das mag wahr sein: aber in diesem Fall wurde die fremde DNA verfolgt, um festzustellen, dass sie absichtlich eingefügt wurde; diese Operation macht das Ergebnis - die Blumen - illegal.
R.A. - Ich fürchte, dass dasselbe Pseudokonzept der "fremden" DNA ziemlich fragwürdig ist. Aber: Was wäre, wenn die Quelle des Gens, das die orange Farbe bestimmt, von einer anderen Petuniensorte käme? Wäre das daraus resultierende Produkt verdammt?
S.O. - Es kommt darauf an: Wäre das Gen durch Hybridisierung oder Polyploidie-Induktion oder Gewebekultur oder durch eine Reihe anerkannter Zuchttechniken eingebracht worden; oder wäre die DNA durch chemische oder Strahlen-"Bombardierung" verändert worden, würden viele Beamte in vielen Ländern der Welt diese Blumen und Samen nicht in Tausenden von Geschäften und Züchterläden jagen. Stattdessen, da derselbe phänotypische Effekt durch eine "GVO"-Technik erzielt wurde - ich habe hier eine Liste verbotener Methoden -, können die Geschäfte sie nicht verkaufen und die Leute sollten sie nicht anpflanzen!
R.A. - ...
S.O. - Sir, bitte, sehen Sie mich nicht so an, als wäre ich ein Idiot: Ich mache nur meine Arbeit! Sie kommen von einem rationalen Planeten, ich weiß, dass Ihnen irdische Bräuche seltsam erscheinen mögen...
R.A. - Entschuldigen Sie, nur um das zu verstehen: Ich habe gelernt, dass die Menschheit in einer Welt mit begrenzten Ressourcen lebt, und noch mehr, was den Kampf der Gesellschaft gegen das Verbrechen betrifft. Wäre es nicht vernünftiger ... äh ..., das Geld der Steuerzahler, das jetzt verschwendet wird, um dem "GVO"-Fehler hinterherzulaufen, für die Erfüllung wichtiger Aufgaben - z.B. Lebensmittelsicherheit und Umweltschutz - umzuleiten?
S.O. - Unter uns: Ich persönlich stimme dem zu. Aber Gesetz ist Gesetz, und ich bin verpflichtet, es durchzusetzen.
R.A. - Ich habe ein altes römisches Motto gelesen: Summum ius, summa iniuria. Im Klartext: Eine sklavische Anwendung des Gesetzes ist schädlich. Glücklicherweise sind in diesem Fall die einzigen verletzten Subjekte diese unschuldigen Knospen...
S.O. - Kein Kommentar.
R.A. - Ich muss auch sagen, dass Ihre Medien es versäumen, die Öffentlichkeit korrekt zu informieren: Es scheint zum Beispiel unangebracht zu sein, einen Anti-Biotech-Typen um einen Kommentar zu bitten, nicht einen Biologen oder Genetiker - in der Rubrik "Wissenschaft" einer Zeitung! (2)
S.O. - Wissen Sie, zu oft suchen Journalisten nicht nach sachkundigen Quellen... haben Sie jemals von "Nach-Wahrheit" oder "alternativen Fakten" gehört?
R.A. - IMHO, ausgewogene Berichte sollten die Geschichte dieses "petunientischen" Sturms in einem Teelöffel erzählen und darauf hinweisen, dass ein solch nachteiliger Aufruhr keinen Sinn macht!
S.O. - Allzu oft funktioniert es auf diesem Planeten nicht so: Jede Gelegenheit, um über "GVO-Invasion" zu plappern, und solcher Schwachsinn wird prompt ausgenutzt: Sensationsmacherei und Angstmacherei verkaufen sich! ((3)
R.A. - Viele Male in Ihrer Geschichte - so las ich - entschieden sich einige Dissidenten, ungerechte Gesetze durch Akte zivilen Ungehorsams zu missachten: Wäre es nicht schön, wenn ein paar Leute öffentlich erklären würden, dass sie die Samen dieser Blumen retten oder sie sogar in öffentlichen Demonstrationen säen werden?
S.O. - Lassen Sie es mich Ihnen zuflüstern: das ist genau das, was ich mir vorgestellt habe: einige Samen retten... nur um den Nervenkitzel zu erleben, ein Gesetzloser zu sein! Aber dann kam ich wieder zur Vernunft... nun, sozusagen... ich werde meine Pflicht erfüllen!
R.A. - Danke für Ihre Zeit, Officer: jetzt lasse ich Sie mit der Ausrottung dieser Blumen des Bösen fortfahren...
S.O. - Ich wusste nicht, dass Aliens ironisch sein können: Ich dachte, ihr seid kalte, rationale Wesen.
R.A. - Das sind wir normalerweise, ja. Aber manchmal zwingt uns der Homo sapiens, Ironie als einzig mögliche Reaktion auf ihren Wahnsinn zu benutzen...

Falls irgend glaubt verbotene Petunien zu besitzen, sehen sie sich bitte dieses erzieherisches Video an.

Giovanni Molteni Tagliabue ist ein in Italien ansässiger unabhängiger Forscher, der Wissenschaftsphilosophie und Politikwissenschaft studiert.

Der englischen Fassung dieser Satire haben folgende Wissenschaftler zugestimmt.
Ammann, Klaus – U. Bern
Burachik, Moisés – U. Buenos Aires
Charles, Trevor – U. Waterloo
Chassy, Bruce – U. Illinois
Costantino, Paolo – U. Roma La Sapienza
DeGregori, Thomas R. – U. Houston
Defez, Roberto – Institute of Biosciences and Bioresources, Naples

Freie Übersetzung mit freundlicher Erlaubnis des Autors

‘GMO’ petunias: Ridiculousness exposed and explained
                        Giovanni Molteni Tagliabue
 
A few months ago, a Finnish plant biologist from Helsinki University was wandering around the town, when he noticed some orange petunias in flowerpots in a public square. He was curious, because there is no natural variety of petunia with that color. A 20-year-old story of a gene recombination experiment came to his mind. He bought the same plants in a shop, analyzed them and discovered that they were “descendants” from the outcome of an old experiment: one way or another, those seed had become available on the market, probably for years.

Once the story went public, a rush to locate and destroy the “GMO” seeds and flowers was sparked off by regulation agencies from Finland to the UK, from Australia to the USA and other countries.
Here’s the transcript of a dialogue between a Rational Alien, who is visiting the Earth, and a State Officer of a country where “GMOs” are legally persecuted.

Rational Alien – Beautiful flowers you have in that box, officer. Are you taking them to the market?
State Officer – No. I have just seized them from that shop. They are going to be destroyed.
R.A. – Oh, I see. They must be poisonous or something?
S.O. – Well, not at all. But they are “GMO”.
R.A. – Pardon me?
S.O. – It’s an acronym for “Genetically Modified Organisms”.
R.A. – Mmm… Forgive me, I am perplexed: your scientists have known for decades that any living thing – any organism – is genetically modified by definition!
S.O. – That’s the scientific point of view. But, according to the law, these blossoms are different – illegal, that is. They must not exist.
R.A. – Allow me a question: what’s the rationale for such rule?
S.O. – They are transgenic, because a gene from maize was added to them, to create the orange color.
R.A. – Er… and so what? It is well known that genes may “jump” from an organism to another, when different species happen to mix along lineages: if the outcome has no negative effect on safety or the environment (1), but it creates a new lovely plant…
S.O. – That may be true: but in this case the foreign DNA has been tracked, ascertaining that it was inserted intentionally; this operation makes the result – the flowers – illegal.
R.A. – I am afraid that the same pseudo-concept of “foreign” DNA is quite dubious. But: what if the source of the gene that dictates the orange color came from another variety of petunias? Would the resulting product be damned?
S.O. – It depends: if the gene had been infused via hybridization, or polyploidy induction, or tissue culture, or a number of accepted breeding techniques; or if the DNA had been tweaked via chemical or radiation “bombing”, many officers in many countries of the world would not be chasing these flowers and seeds in thousands of shops and breeders’ stores. Instead, since the very same phenotypic effect has been obtained via a “GMO” technique – I have here a list of prohibited methods – then stores can’t sell them and people shouldn’t plant them!
R.A. – …
S.O. – Sir, please, don’t look at me like I’m an idiot: I am just doing my job! You come from a rational planet, I know that earthly customs may appear weird…
R.A. – Excuse me, just to understand: I learnt that mankind lives in a world of limited resources, and even more so as far as society’s struggle against crime is concerned. Wouldn’t be more… er… rational to divert the taxpayers’ money that is now wasted running after the “GMO” blunder to the accomplishment of important tasks – e.g. food safety and environment protection?
S.O. – Between us: personally, I agree. But law is law, and I am obliged to enforce it.
R.A. – I read an ancient Roman motto: Summum ius, summa iniuria. In plain English: a slavish application of the law is damaging. Fortunately, in this case, the only injured subjects are these innocent buds…
S.O. – No comment.
R.A. – I have also to say that your media neglect to inform the public correctly: for example, it seems inappropriate to ask an anti-biotech guy for a comment, not a biologist or a geneticist – in the “Science” section of a newspaper! (2) 
S.O. – You know, too often journalists don’t look for knowledgeable sources… have you ever heard of “post-truth” or “alternative facts”?
R.A. – IMHO, balanced reports should tell the story of this “petuniastic” storm in a tea-spoon, pointing out that such a prejudicial commotion doesn’t make sense!
S.O. – Too often, it does not work like that on this planet: any occasion to babble about “GMO invasion” and bullshit like that is promptly exploited  sensationalism and fearmongering sell! (3)
R.A. – Many times in your history – so I read – some dissenters chose to defy unjust laws through acts of civil disobedience: wouldn’t it be nice if a few people declare publicly that they are going to save seeds of these flowers, or even sow them in public demonstrations?
S.O. – Let me whisper it to you: that’s just what I imagined to do: save some seeds… just to experience the thrill of being an outlaw! But then I came back to reason… well, so to speak… I will fulfil my duty!
R.A. – Thank for your time, officer: now I’ll let you proceed with the eradication of these Flowers of Evil…
S.O. – I did not know that Aliens could be ironic: I thought you were cold, rational entities.
R.A. – We normally are, yes. But sometimes Homo sapiens forces us to use irony as the only possible reaction to their lunacy…





Fedoroff, Nina – Penn State U.
Giddings, Val – PhD, PrometheusAB, Inc.
Guruswamy, Lakshman – U. Colorado Boulder
Jany, Klaus-Dieter – Wadi Intl U.
McHughen, Alan – U.C. Riverside
Milanesi, Gabriele – U. Milano
Miller, Henry – Stanford U.
Morandini, Piero – U. Milano
Niederhuth, Chad – U. Georgia
Parrott, Wayne – U. Georgia
Prakash, C. S. – U. Arizona
Roberts, Richard J. – New England Biolabs (1993 Nobel laureate)
Sági, László – Hungarian Academy of Sciences
Teeri, Teemu – U. Helsinki
Twardowski, Tomasz – Polish Academy of Sciences
Wager, Rob – U. Vancouver Island
Winkler, Matt – Asuragen

bgf-Jany  zuletzt geändert 14.05.2020

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