Gen-Soja - 20 Jahre Import nach Deutschland

Gentechnisch veränderte Sojabohnen - 20 Jahre Import nach Deutschland

1996 war für die Grüne Gentechnik ein besonderes Jahr.

  • Erstmals wurde eine gentechnisch veränderte (gv) Pflanze großflächig kommerziell angebaut. Es war die herbizid-tolerante Sojabohne (Roundup-Ready Sojabohne, GTS 40-3-2) der Firma Monsanto.

 

  • Diese herbizid-tolerante Sojabohne ( 96/281/EG ) und ein insekten-resistenter Mais (Bt-176) ( 97/98/EG ) wurden 1996 zum Inverkehrbringen in der Europäischen Union nach der Freisetzungsrichtlinie 90/220/EG zugelassen. Beide gv-Pflanzen dürfen nur für Verarbeitungszwecke importiert werden. Ein kommerzieller Anbau war nicht vorgesehen.

 

  • Über die Häfen Hamburg und Rotterdam wurden im Herbst 1996 erstmals konventionelle Sojabohnen gemeinsam mit  gentechnisch veränderten in die Europäische Union importiert.

 

  • Die Umweltorganisation Greenpeace organisiert erstmals Aktionen gegen die Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittel. Zuvor hatte sie Agitationen gegen die Gentechnik weitgehend dem BUND und den Verbraucherverbänden überlassen.

 

  • Diese Ereignisse waren mittel- und unmittelbare Auslöser für weitreichende und noch heute nachwirkende Entscheidungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

 

Sojabohne

Die Sojabohne (Glycine max (L)) gehört zu den acht Hauptnutzpflanzen, die die Weltbevölkerung ernähren. Weltweit werden ca. 1,4 Mrd. ha Fläche landwirtschaftlich bearbeitet. Davon entfallen ungefähr 50% auf den Anbau von Weizen, Reis, Mais und Sojabohnen. Weizen und Reis finden meist direkt ihre Verwendung als Lebensmittel, während Mais und Sojabohnen hauptsächlich über Futtermittel indirekt in die Humanernährung gelangen. Sojabohnen sind die bedeutendste Ölsaat. Neben dem Öl zeichnen sich ihre Samen noch durch den hohen Proteingehalt aus. Dazu besitzt das Protein (Eiweiß) eine hohe biologische Wertigkeit (Ausgewogenheit in den Aminosäuren einschließlich der essentiellen) sowie eine gute Verdaulichkeit. (AWI, Ufop, Weber). Unter den Leguminosen weist die Sojabohne den höchsten Proteingehalt (32-45%) auf. Die wirtschaftlich nutzbaren Hauptkomponenten sind Protein, Öl und Lecithin. Wie die meisten Hülsenfrüchte können auch Sojabohnen nicht unverarbeitet verzehrt werden. Sie werden zur Denaturierung / Inaktivierung unerwünschter Inhaltsstoffe prozessiert. In der Regel erfolgt dies während der Ölgewinnung, dem Rösten (Sojanüsse, Kekse, Knabbergebäck) und dem Fermentieren (Sojadrinks, Sojasaucen). Der bei der Ölpressung anfallende Presskuchen dient zu mehr als 80% der Tierernährung und nur ein kleiner Anteil (5-10%) wird für die Humanernährung weiterverarbeitet. Sojaschrot (Presskuchen) ist der wichtigste Eiweißlieferant in der Rinder-, Schweine- und Geflügelfütterung. Der Anteil beträgt 6-8% in der Rinderhaltung und 92-94% in fast gleichen Teilen in der Schweine- und Geflügelhaltung (OVID 1).  In Deutschland werden Sojaproteinerzeugnisse fast ausschließlich zur Deckung der Eiweißlücke in der Tierernährung genutzt.

Die Sojabohne stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum, genauer China, und bis vor 100 Jahren spielte sie in der westlichen Hemisphäre nahezu keine wirtschaftliche Rolle. Erst Mitte des letzten Jahrhunderts wurde hier ihr ökonomischer Wert erkannt und ihr Anbau veränderte maßgebliche die Landwirtschaft in Nord- und Südamerika. 1960 wurden weltweit nur 17 Mill. t Sojabohnen erzeugt und bereits 30 Jahre später lag die Produktionsmenge laut FAO bei 117 Mill t (FAO; WWF). In Südamerika wurde 1960 auf weniger als 1 Mill ha Sojabohnen angebaut (MAGP). In der Europäischen Union wurden 2015 auf einer Fläche von 0,7 Mill. ha in Deutschland auf 0,017 Mill. ha Sojabohnen angebaut. Eine Kultivierung von gv-Sojabohnen ist in der EU verboten. Von 1970 – 2016 vervierfachte sich weltweit die Sojaanbaufläche, während die Anbauflächen für Weizen, Mais und Reis im gleichen Zeitraum nur durchschnittlich um 20% zunahmen. In den USA haben inzwischen Sojabohnen einen ähnlich hohen ökonomischen Stellwert gewonnen, wie Weizen und Mais. Die Unkrautbekämpfung ist die größte Herausforderung im Sojaanbau, denn in den ersten Monaten wächst das Unkraut oft schneller als die Pflanze. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade in den USA Sojabohnen eine der ersten kommerziell angebauten gv-Pflanzen wurden. Die Firma Monsanto hatte das „know how“, das passende Breitbandherbizid Glyphosat und den Willen zu seinem Nutzen aber auch zum Nutzen von Farmern diese herbizid-tolerante Sojabohne zu vermarkten. Das Kalkül von Monsanto ging auf. Die gv-Sojabohne wurde von Farmern und dem Markt gut angenommen und dies nicht nur in den Staaten. Länder wie Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay zogen nach.

Sojabohnenanbau global

Inhaltsstoffe - Sojabohnen
                 Sojabohne: Prozentuale Verteilung
                   von Inhaltsstoffen
Proteingehalte _leguminosen
                          Durchschnittliche Proteingehalte
Biologische Wertigkeit von Leguminosen
            Biologische Wertigkeit einiger Leguminosen
Der Sojabohnenanbau nahm seit 1996 kontinuierlich zu. Die Gründe sind vielfältig. Als treibende Kräfte können angesehen werden die zunehmende Nachfrage aufgrund eines geänderten Konsumverhaltens (mehr Fleisch), das Verbot von Tiermehl in die Tierfütterung in der EU und die Verfügbarkeit von gv-Sojabohnen. Im Wirtschaftsjahr 2015/16 wurden weltweit auf einer Fläche von 119,8 Mill ha 320,5 Mill t Sojabohnen geerntet. Der gv-Sojaanteil dürfte sich zwischen 70-85% bewegen. Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Sojaproduktion bis 2050 auf 514 Mill. t erhöhen wird (WWF). Die Haupterzeugerländer sind die USA, Brasilien, Argentinien (Statista) gefolgt mit weitem Abstand von China, Indien, Paraguay, Ukraine und Uruguay. gv-Sojabohnen werden neben den drei Haupterzeugerländern noch in Bolivien, Kanada, Chile, Costa Rica, Mexiko, Südafrika in nennenswertem Umfang angebaut. Unklar sind die Verhältnisse für Rumänien und die Ukraine. gv-Sojabohnen haben in den Hauptanbaugebieten innerhalb von 10 Jahren einen Nutzungsgrad von fast 90 % und teilweise mehr erreicht(est). Die Annahme einer einzelnen neuen Eigenschaft, hier Herbizid-Toleranz, durch Farmer (Landwirte) in einem so kurzen Zeitraum ist ein Zeichen eines erleichterten Kultivierungsmanagements und ökonomischer Vorteile gegenüber der Verwendung  konventionellen Saatguts.

So wie die Anbauflächen zugenommen haben, wurden auch neue gv-Sojabohnen durch Unternehmen, wie Bayer CropScience, Dow AgroScience, Syngenta, Dupont Pioneer Hi-Breed International auf den Markt gebracht. Gegenwärtig können (könnten) 32 gv-Sojabohnen angebaut werden. Weiterhin sind es überwiegend herbizid-tolerante Sojabohnenvarietäten. Marktführer bleibt aber Monsanto (14 Varietäten), gefolgt von Bayer CropScience (6 Varietäten). Durch den Kauf von Monsanto durch Bayer entsteht hier eine marktbeherrschende Stellung von Bayer.

Sojabohnen-Produktionsmengenn
     Gesamterntemengen an Sojabohnen im   
     Wirtschaftsjahr 2014/2015

Anbauflächen für Sojabohnen
        Anbauflächen von Sojabohnen weltweit
Adoptionsrate für GVO-Sojabohnen
   Anbauraten von gv-Sojabohnen versus konventionellen
   in Argentinien, Brasilien und den USA.

Export – Import

Die Erzeugerländer USA, Brasilien und Argentinien sind auch die Hauptexporteure für Sojabohnen und Sojabohnenverarbeitungsprodukte (Statista). Im Wirtschaftsjahr 2014/15 hat Brasilien erstmals die USA als Hauptexporteur abgelöst (Exportanteile: Brasilien 40,2%, USA 39,8, Argentinien 9,1%).  2015/16 werden für Brasilien ein Sojabohnenexport von fast 50 Mill t und für Sojabohnenschrot von 14,8 Mill. t erwartet. Gemeinsam mit Kanada und Paraguay decken Brasilien, die USA und Argentinien nahezu 90% des weltweiten Sojahandels ab.

Hauptimporteure sind China (72,9 Mill. t), die EU-Länder (13,5 Mill.t), Mexiko 3,7 Mill: t) und Japan (2,7 Mill. t). Die Einfuhr von Sojabohnen in die EU bewegt sich in den letzten 20 Jahren stets im Bereich um die 13 Mill. Tonnen. Die in die EU-Staaten importierten Sojabohnen werden zu Öl und Schrot weiterverarbeitet. Das Schrot wiederum gelangt zu mehr als 95% als eiweißreiches Futtermittel auf den Markt. Aber auch in den Erzeugerländern werden die Sojabohnen prozessiert und der Schrot als Futtermittel exportiert. Hier sind Argentinien, Brasilien und die USA die Hauptexporteure. Die EU-Staaten beziehen ihr Sojaschrot fast ausschließlich aus Brasilien (ca. 19 Mill. t). Die weltweiten Handelsströme für Sojabohnen, -öl und –schrot hat der Verband der Ölsaaten-verarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) zusammengestellt. 2015 importierte Deutschland 3,7 Mill t. Sojabohnen und 2,9 Mill t. Sojaschrot.

Sojabohnen in der Europäischen Union (EU-28)
Die Länder der Europäischen Union einschließlich Deutschland haben einen hohen Bedarf an Sojabohnen und –schrot. Diesen kann sie nicht über den Sojaanbau in den EU-Ländern decken. Über die letzten 25 Jahre ist der Import von Sojabohnen nahezu konstant geblieben (ca. 13,5 Mill. t), während für Sojaschrot von 1990 bis 2015 eine Verdopplung von 9,5 auf 20 Mill. t. zu verzeichnen ist.

In der EU beschränkt sich der Sojaanbau, meist bedingt durch die klimatischen Bedingungen, auf nur wenige Länder. Die Kultivierung von gv-Sojabohnen ist nicht erlaubt. 2015 wurden in den EU-Ländern (EU-28) 2,1 Mill. t Sojabohnen* geerntet (AWI; IT). Hieran trägt das Haupterzeugerland Italien mit mehr als 50% (1,12 Mill. t) Anteil bei. Zu den Haupterzeugerländern gehörten noch Frankreich und Rumänien. Österreich als „Musterland“ für den gentechnikfreien Sojabohnenanbau (Donau-Soja) erzeugte lediglich 0,14 Mill. t. Für die Statistik zählt Donau-Soja bei den Erzeugermengen in der Regel die Staaten Rumänien und Ukraine hinzu und kommt zu Werten bis 5,4 Mill. t. gentechnikfreie Sojabohnen. Inwieweit Sojabohnen in der Ukraine tatsächlich gentechnikfrei und diese Sojabohnen als einheimische anzusehen sind, bleibt zu hinterfragen. In den EU-Staaten werden auf ca. 0,3% der Ackerfläche Sojabohnen angebaut. Für die Futtermittelerzeugung insgesamt werden ca. 75% genutzt.

* Angaben schwanken je nach Statistik und Einrechnung unterschiedlicher    Länder zwischen 1,4 – 2,1 Mill. t.
   ► OVID: Handelsströme Sojabohnen, -öl und -schrot 2014
Import und Erntemengen von Soja
       EG-12 bis 1994; EU-15 bis 20004; EU-25 bis 2006;
       EU-27 bis 2013; EU-28 ab 2013

Sojaanbau in Deutschland (Anbauflächen)
Anbauflächen von Sojabohnen in Deutschland
                                               Quelle: FASOSTAT
In der sehr umfangreichen Abhandlung der FAL über den weltweiten Anbau von Ölsaaten wird Deutschland für den Bereich Sojabohne nicht erwähnt. In Deutschland spielte der Sojabohnenanbau stets nur eine untergeordnete Rolle und ging von 1990 bis 2003 ständig zurück. Erst ab 2005 nahm er wieder zu. Gründe hierfür sind Förderprogramme und Züchtungsprogramme für speziell auf die Klimabedingungen angepasste Sorten. Zusätzlich sollen durch weitere Förderprogramme die Abhängigkeit von importierten gv-Soja reduziert werden und Anreize zum Anbau durch Anrechnung der Fläche in das „Greening“ geschaffen werden. Für den Anbau von Soja eignen sich bislang Flächen im süddeutschen Raum (Bayern entlang der Donau, im Rheintal und Neckartal. Im Rheintal stehen sie jedoch in großer Konkurrenz zum Körnermais und je nach Qualität und Preisentwicklung sind sie nicht wettbewerbsfähig. Der Sojaanbau ist nicht einfach und aufgrund klimatischer Bedingung kommt es häufig aufgrund mangelnder Abreife zu Ernteausfällen und Preisreduzierungen. Die Angaben über die Erntemenge von Soja schwanken zwischen 20000 bis 41000 t für das Jahr 2015. Das angebaute Soja wird zum überwiegenden Teil eigenbetrieblich in der Tierfütterung genutzt und bei guten Qualitäten zur Produktion für (Bio)-Tofu verwendet. Die gegenwärtigen Erntemengen von Sojabohnen in Deutschland spielen in Vergleich zu dem Import von 3,7 Mill t. überhaupt keine Rolle in der Minderung der Eiweißlücke in der Tierernährung.

Der Selbstversorgungsgrad an eiweißreichen Futtermitteln liegt über den Zeitraum von 1995 bis 2015 bei durchschnittlich ca. 30%, für Sojabohnen um ca. 2%.

In Gesamteuropa befinden sich die größten Anbaugebiete für Sojabohnen in Russland, Serbien und der Ukraine.
Fortsetzung zu gentechnisch veränderten Sojabohnen

                                              Gentechnisch veränderte Sojabohnen und Greenpeace
                                                                                                                                                      mehr.....
neu:17.11.2016
 ► OVID: Hintergrundinformation „Ohne Gentechnik“ im Tierfutter:
    Internationaler Handel, heimischer Anbau und Verfügbarkeiten von Proteinfuttermitteln

neu: 12.09.2017
OVID - Dr. Thomas Schmidt „Internationaler Handel, heimischer Anbau und Verfügbarkeiten von Proteinfuttermitteln“ Präsentation  
OVID Th. Schmidt_Innoplanta6.9.17_final
bgf-jany 07.11.2016 / 06.05.2017 / 14.09.2017
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