Philippinen lassen den „Golden Rice“ für den kommerziellen Anbau zu
Am Mittwoch, 21. Juli 2021, hat das Bureau of Plant Industry des philippinischen Landwirtschaftsministeriums den „Goldenen Reis“ (event GR 2E) für den kommerziellen Anbau zugelassen. Damit können -sobald genügend Saatgut zur Verfügung steht - philippinische Landwirte den Goldenen Reis frei und vermarkten. Bereits 2019 wurde dieser Reis in den Philippinen als sicher bewertet und als Lebensmittel zugelassen. Gegenwärtig wurde der Goldene Reis in Australien, Neu Zealand, Kanada und den USA als Lebensmittel zugelassen.
Der Goldene Reis synthetisiert in seinem Endosperm ß-Carotin (ca. 11 mg /kg), die Vorstufe für Vitamin A. Diese Menge ist hinreichend für eine Versorgung mit Vitamin A und beugt der Erblindung von Kindern vor.
Der Goldene Reis wurde ab 1980 von den Professoren I. Potrykus und P. Beyer an der ETH-Zürich entwickelt und dann vom IRRI 2001 lizenziert und zur Marktreife entwickelt.
Golden Rice Biosafety Assessments Published
Zeit-online: Philippinen genehmigen gentechnisch veränderten goldenen Reis
23.07.2021
Nobelpreis für Chemie 2020 - Die Auszeichnung für Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna
Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna haben 2020 den Nobelpreis für Chemie erhalten (07.10.2020). Die beiden Wissenschaftlerinnen wurden für ihre bahnbrechenden Forschungen zum Crispr/Cas9 System - der Genschere - ausgezeichnet. Für die den Nobelpreis sind die Forschungen sind noch jung (2011, 2012), aber es war ein Preis mit Ansage. Bereits für die letzten vier Jahre wurde jeweils der Preis erwartet. Ihre Forschungsergebnisse haben die Möglichkeiten der Genveränderungen revolutioniert und ihre Anwendungen können in vielen Bereichen vorteilhaft angewandt werden.
Deltcheva E., Chylinski K., Sharma C.M., Gonzales K., Chao Y., Pirzada Z.A., Eckert M.R., Vogel J., Emmanuelle Charpentier
(2011): CRISPR RNA maturation by trans-encoded small RNA and host factor RNase III. Nature 471(7340), 602–607 | doi:10.1038/nature09886
CRISPR/Cas systems constitute a widespread class of immunity systems that protect bacteria and archaea against phages and plasmids, and commonly use repeat/spacer-derived short crRNAs to silence foreign nucleic acids in a sequence-specific manner. Although the maturation of crRNAs represents a key event in CRISPR activation, the responsible endoribonucleases (CasE, Cas6, Csy4) are missing in many CRISPR/Cas subtypes. Here, differential RNA sequencing of the human pathogen Streptococcus pyogenes uncovered tracrRNA, a trans-encoded small RNA with 24-nucleotide complementarity to the repeat regions of crRNA precursor transcripts. We show that tracrRNA directs the maturation of crRNAs by the activities of the widely conserved endogenous RNase III and the CRISPR-associated Csn1 protein; all these components are essential to protect S. pyogenes against prophage-derived DNA. Our study reveals a novel pathway of small guide RNA maturation and the first example of a host factor (RNase III) required for bacterial RNA-mediated immunity against invaders.
https://www.nature.com/articles/nature09886
Jinek M., Chylinski K., Fonfara I., Hauer M., Jennifer A. Doudna and Emmanuelle Charpentier (2012): A Programmable
Dual-RNA–Guided DNA Endonuclease in Adaptive Bacterial Immunity. Science 337 (6096), 816-821 | DOI: 10.1126/science.1225829
Clustered regularly interspaced short palindromic repeats (CRISPR)/CRISPR-associated (Cas) systems provide bacteria and archaea with adaptive immunity against viruses and plasmids by using CRISPR RNAs (crRNAs) to guide the silencing of invading nucleic acids. We show here that in a subset of these systems, the mature crRNA that is base-paired to trans-activating crRNA (tracrRNA) forms a two-RNA structure that directs the CRISPR-associated protein Cas9 to introduce double-stranded (ds) breaks in target DNA. At sites complementary to the crRNA-guide sequence, the Cas9 HNH nuclease domain cleaves the complementary strand, whereas the Cas9 RuvC-like domain cleaves the noncomplementary strand. The dual-tracrRNA: crRNA, when engineered as a single RNA chimera, also directs sequence-specific Cas9 dsDNA cleavage. Our study reveals a family of endonucleases that use dual-RNAs for site-specific DNA cleavage and highlights the potential to exploit the system for RNA-programmable genome editing.
https://science.sciencemag.org/content/337/6096/816
Was ist CRISPR/Cas? https://www.wgg-ev.de/infos/neue-zuechtungstechniken/crispr-cas/
Einige Anwendungsbeispiele im Forschungsbereich: https://www.wgg-ev.de/aktuelles/projektbeispiele/
CRISPR/Cas - Genome Editing - Eine Wissenschaft hochgeehrt - Anwendungen in der EU weitgehend unerwünscht
Häusling M.: „Anbausysteme ändern – nicht einzelne Pflanzen!“
„Genome Editing“ darf in Europa nicht erlaubt werden, warnt der grüne EU-Abgeordnete Martin Häusling
TestBiotech: CRISPR/Cas: Nobelpreis für die Büchse der Pandora / Testbiotech warnt vor Hype um Neue Gentechnik
Domradio: Ethiker über Chemie-Nobelpreis für Genom-Editierung "Jede Technik kann zweischneidig sein"
Der Chemie-Nobelpreis geht in diesem Jahr an die Erfinderinnen von CRISPR/Cas, einer Methode zur Genom-Editierung. Aber sind Eingriffe in die Gene nicht auch ethisch problematisch? Ethikratsmitglied Andreas Lob-Hüdepohl warnt.
08.10.2020
Änderung der US-Regulierung für gentechnisch veränderte Pflanzen
Neue USDA-APHIS Regelungen veröffentlicht
Die novellierte US-Regulierung wird am April nächsten Jahres einige gentechnisch veränderte Pflanzen von der Regierungsaufsicht ausnehmen. Bei den Zulassungsverfahren werden die Eigenschaften der neuen Pflanzen im Vordergrund stehen und nicht mehr das Verfahren, wie sie in die Pflanze gezüchtet wurden.
Keiner behördliche Genehmigung durch die APHIS benötigen Pflanzen (SDN-1, SDN-2, ODM-Verfahren), wenn diese auch durch konventionelle Züchtung erhalten werden oder durch spontane Mutationen entstehen könnten.
Desweiteren unterliegen gentechnisch veränderte Pflanzen keiner weiteren Regulierung, wenn sie Eigenschaftskombinationen aufweisen, die mit anderen Pflanzen identisch sind, und die APHIS bereits einer regulatorischen Prüfung unterzogen und genehmigt hat.
Weiterhin unterliegen geneditierte Pflanzen nicht der Regulierung, wenn sie von APHIS bei einer Anfrage des Züchters unter "Bin ich reguliert" grünes Licht erhalten. Die Markteinführung geneditierter Pflanzen in den USA wird erleichtert.
Die meisten geneditierten Pflanzen unterliegen keiner weiteren Regelung und kommen frei in den Handel. Handelsbeschränkungen mit der Europäischen Union sind damit vorprogrammiert.
USDA-APHIS:
Revisions to USDA-APHIS 7 CFR part 340 Regulations Governing the Movement of Organisms Modified
or Produced Through Genetic Engineering
https://www.aphis.usda.gov/biotechnology/340-secure-rule-eis.pdf
https://www.aphis.usda.gov/biotechnology/340-secure-rule.pdf
18.05.2020
Am 14. Mai 1990 wurden in Deutschland erstmals gentechnisch veränderte (gv) Pflanzen freigesetzt. Damals vor 30 Jahren wie auch heute ein Wagnis mit ungewissem Ausgang. Ein Unterschied besteht allerdings: Damals konnte der Versuch noch durchgeführt und beendet werden, 30 Jahre später ist dies fast nicht mehr möglich!
Bei der ersten Freisetzung in Deutschland handelt sich um gentechnisch veränderte Petunien. Mit der Freisetzung wollen die Forscher unter Leitung von Prof. Saedler (Projektleiter) des Kölner Max-Planck-Instituts für Pflanzenzüchtung das Verhalten und Aktivitäten von „springenden Genen“ (Transposonen) untersuchen. Als Modellpflanze wählten sie Petunien und die Veränderung der Blütenfarbe von lachsrot nach weiß als Indikator für Wirkung des springenden Gens. Das Ergebnis war allerdings anders als erwartet. Nicht wenige Petunien blühten weiß – wie gedacht – sondern sehr viele waren schwach weiß oder rot-weiß getüpfelt. Für die Gentechnikgegner ein Beweis, dass die Ergebnisse aus gentechnischen Veränderungen nicht vorhersagbar sind und die Technik hoch risikobehaftet ist. Für die Wissenschaftler zwar ein Misserfolg aber auch ein Anreiz für weitere Forschungen. Für die Wissenschaft ein Schritt zu neuen Erkenntnissen über epigenetische Geschehnisse.
Der Freisetzungsversuch wurde von Gentechnikgegner heftig kritisiert und bekämpft, aber bis auf einen unbedeutenden Zwischenfall nicht zerstört. Der Versuch konnte über die gesamte Wachstumsperiode laufen und dann auch ausgewertet werden. Das Freisetzen von gv-Pflanzen ist in Deutschland unerwünscht. Die Argumente dagegen sowie die Verfahren zur Verhinderung haben sich in den letzten 30 Jahren kaum verändert. Sie sind aber subtiler, fundamentalistischer und militanter geworden. Nicht zuletzt, aber auch mit vielfältiger und breiter politischer Unterstützung sind Freisetzungen in den letzten Jahren erschwert oder verhindert worden. Seit 2013 gibt es keine Freisetzungen gv-Pflanzen für Forschungszwecke mehr in Deutschland bzw. es wurde nicht gewagt solche durchzuführen. Deutsche Wissenschaftler führen nun Freisetzungen mit deutschen Steuergeldern in der Schweiz oder in Übersee durch. Die Umwelt wurde zumindest in Deutschland vor unkontrollierbaren und risikobehafteten „Genverschmutzungen“ be- und geschützt.
Wie so häufig im Leben sieht man sich zweimal. Lachsfarbig blühende Petunien sind attraktiv.
Im April 2017 tauchten solche massenhaft auch in Deutschland in Parkanlagen, Gartencentern und Balkonen und auf. Sie waren gentechnisch verändert! Sie hatten keine EU-Zulassung für das Inverkehrbringen! Interessiert hat dies - außer Überwachungsbehörden - kaum jemanden, keiner hat sich aufgeregt, beängstigt zeigte sich niemand, insbesondere nicht von den Umweltschützern.
In den USA wurden 1987 die ersten Freisetzungen von GVO durchgeführt. Acht Freisetzungen sind dokumentiert; drei mit gv-Bakterien und fünf mit gv-Pflanzen. Spektakulär öffentlich bekannt wurden aber nur die beiden Freisetzungen im April 1987 mit einem gentechnisch veränderten Stamm von Pseudomonas syringae, den sogenannten Eis-Minus-Bakterien. Diese beiden Anwendungen als „Frostschutzmittel“ bei Erdbeeren und Kartoffeln gelten in den Annalen der Gentechnik als die ersten Freisetzungen weltweit.
Der generelle Blick auf dem ersten Freisetzungsversuch in Deutschland zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Gemeinsam ist, dass,
a) die Versuchsansteller mit sich mit rechtlichen Problemen auseinandersetzen und sich gegen Angriffe von Gentechnikkritikern
und Umweltschützern wehren müssten. Beides verzögerte die Durchführung der Freisetzungen.
b) beide Versuche aus grundsätzlich unterschiedlichen Gründen nicht den gewünschten Erfolg erbrachten.
Unterschiedlich ist, dass,
a) in Deutschland das Versuchsfeld nicht von Gegner angegriffen und keine gv-Pflanzen vernichtet wurden.
b) in den USA beide Versuchsfelder mehr oder minder verwüstet wurden und der Versuch kaum ausgewertet werden konnte.
c) trotz anfänglichen Radikalismus und Vandalismus hat sich in den USA im Laufe der Zeit Normalität eingestellt und
Wissenschaftler können die Erkenntnisse / Ergebnisse aus dem Labor auch in der Umwelt überprüfen.
14.05.2020
Um eine Übersicht zu dem internationalen Mosaik der gesetzlichen Regelungen zu geben, hat die non-Profit Organisation Genetic Literacy Project die neue Website ► Global Gene Editing Regulation Trackerlanciert. Auf dieser findet sich eine weltweite Zeitskala zu wichtigen Ereignissen zum Genome Editing. Anhand einer klickbaren Weltkarte werden für verschiedene Anwendungsgebiete (Landwirtschaft, Medizin, Gene Drives) die wichtigsten nationalen Bestimmungen zusammengefasst. Die Website gibt einen Über-blick zu der Entwicklung der aktuellen Regulierung, und führt Forschungsprojekte und praktische Anwendungen in den einzelnen Ländern auf.
Ein Regulierungs-Index zeigt auf, wo im internationalen Vergleich einzelne Länder stehen. Zum Genome Editing bei Nutzpflanzen stehen Brasilien, Argentinien, Israel, die USA und Chile als besonders anwendungsfreundlich und ohne spezielle Einschränkungen für den Anbau ganz oben auf der Liste. Russland, China und Indien finden sich im Mittelfeld, da dort Forschung auf dem Gebiet läuft, und entsprechende Bestimmungen ausgearbeitet werden. Die EU findet sich weit unten, da hier praktische Anwendungen weitgehend eingeschränkt sind.
Zusammen mit den gesetzlichen Bestimmungen und Anwendungen führt der ► Global Gene Editing Regulation Tracker auch befürwortende und ablehnende Positionen von Nicht-Regierungsorganisationen auf. Damit möchten die Urheber einen Beitrag zu einer innovationsfreundlichen, gut abgewogenen und ethischen Entwicklung von Genome Editing und neuen Züchtungs-erfahren weltweit leisten.
Quelle: Global Gene Editing Regulation Tracker: Human and Agriculture Gene Editing –Regulations and Index, The Genetic Literacy Project
mit freundlicher Genehmigung übernommen von Jan Lucht, POINT 2020-02 (213) Februar 2020
► https://www.scienceindustries.ch/engagements/internutrition/newsletter-archiv
In Ergänzung: Anwendungsbeispiele und Entwicklungsstatus von genomeditierten Pflanzen wurden im CRISPR-Adventskalender von der ► Progressiven Agrarwende vorgestellt. Dieser wurde nun in eine ► CRISPR-Bibliothek mit Suchfunktion umgewandelt.
12.04.2020
Nationale Bioökonomiestrategie
Das Konzept zur Nationalen Bioökonomiestrategie, das gemeinsam von der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, und der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner dem Bundeskabinett vorgestellt wurde, ist 15. Januar 2020 beschlossen wurden.
Kabinettvorlage, 15.01.2020: Nationale Bioökonomiestrategie
Bioökonomie: Mit neuer Strategie zum Durchbruch?
Pünktlich zum Wissenschaftsjahr "Bioökonomie" steht auch die Nationale Bioökonomiestrategie. Kaum vom Bundeskabinett beschlossen, wurde das Papier wenige Minuten später von den CDU-Ministerinnen Anja Karliczek (Bundesforschungsministerium) und Julia Klöckner (Landwirtschaftsministerium) vorgestellt. Die zwei CDU-geführte Ministerien wollen sich mit der Nationalen Bioökonomiestrategie bei der Unterstützung von Forschungsprojekten und der Steuerung des Strukturwandels bei der Umstellung der Wirtschaft besser abstimmen und unterstützen. Außerdem sollen Prozesse und handelnde Akteure besser verzahnt werden.
mehr unter transkript: https://transkript.de/news/biooekonomie-mit-neuer-strategie-zum-durchbruch.html
17.01.2020
siehe auch: EuGH-Urteil "Mutagense": Konsequenzen für die Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“?