VBIO-WGG: Vorschlag der EU-Kommission zu Neuen Genomischen Techniken berücksichtigt Empfehlungen und Interessen der Wissenschaft
Vor dem Hintergrund des Konsultationsverfahrens zur künftigen Regulierung der Nutzung von Pflanzen, die mithilfe neuer gentechnischer Verfahren (NGT) gezüchtet wurden, haben der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) und seine Mitgliedsgesellschaft Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V. (WGG) eine umfänglichere Stellungnahme vorgelegt. Darin arbeiten sie heraus, dass es sich bei dem nun vorliegenden Entwurf um einen gut ausbalancierten Vorschlag handelt, der die Empfehlungen und Interessen von Wissenschaft und Forschung angemessen berücksichtigt.
Die Äquivalenz von Pflanzen der Kategorie NGT-1, die keine artfremden Gene enthalten, mit herkömmlich gezüchteten Pflanzen ist aus Sicht von VBIO und WGG fachlich begründet und sinnvoll. Vom gesetzgeberischen Standpunkt ist es daher folgerichtig, diese NGT-1-Pflanzen ebenfalls von der Regulierung nach Gentechnik-Recht auszunehmen.
Die EU-Kommission folgt auch in Hinblick auf die Sicherheit der NGT-Pflanzen der Bewertung, wie sie durch die EFSA sowie wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland, Europa und weltweit vertreten wird: „Diese Pflanzen sind ebenso sicher für Mensch, Tier und Umwelt, wie jene aus konventioneller Zucht“ betont Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, Präsident des WGG. „Die Beurteilung von Pflanzen nach ihren Eigenschaften und nicht nach der Art ihrer Erzeugung ist aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll“ ergänzt Prof. Dr. Karl-Josef Dietz, Präsident des VBIO.
Die vorgeschlagenen Bestimmungen stellen sicher, dass alle NGT-Pflanzen einer Regulierungsaufsicht unterliegen, die auf ihr Risikoprofil zugeschnitten ist. Saatgut von NGT-1-Sorten muss verbindlich gekennzeichnet und in einer öffentlichen Datenbank registriert werden. Damit hat jedes landwirtschaftliche Unternehmen Wahlfreiheit. Mit einem generellen Verbot von NGT-Pflanzen für den ökologischen Landbau wiederum soll dem Wunsch der Bioverbände entsprochen werden.
Besonders sinnvoll ist aus Sicht von VBIO und WGG, dass der Gesetzesentwurf die Regulierung an nachhaltige Eigenschaften knüpft, beispielsweise wenn mithilfe von NGT-Methoden Pflanzen mit höherer Toleranz oder Resistenz gegenüber Krankheiten, Schädlingen, extremen Temperaturen, Dürren oder mit besseren Erträgen oder höherem Nährwert generiert werden. Solche Pflanzen können maßgeblich dazu beitragen, die ambitionierten Ziele im Bereich des EU Green Deals und der Sustainable Development Goals (SDG), insbesondere SDG 2 „Beendigung des Hungers“ und SDG 13 „Bekämpfung des Klimawandels“ zu erreichen.
Sie finden die gemeinsame Stellungnahme von VBIO und WGG unter
https://www.vbio.de/fileadmin/user_upload/wissenschaft/pdf/230908_Statement__fin...
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Karl-Josef Dietz, Präsident Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.)
praesident@vbio.de oder
karl-josef.dietz@uni-bielefeld.de
und
Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, Vorsitzender Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V. (WGG)
jany@wgg-ev.de, Tel: 0171- 4232957
WGG-09.09.2023
Association Française des Biotechnologies Végétales (AFBV) and its German partner, Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik (WGG), welcome the publication of the European Commission's proposals for adapting the 2001 regulations on genetically modified seeds. These proposals should facilitate the development of plants derived from some new genomic techniques (NGT) (directed mutagenesis, cisgenesis and intragenesis), which will bring much-awaited innovations.
The introduction of these new techniques into the seed companies' toolbox will give European agriculture the means to compete on equal terms with major agricultural competitor countries that have already modified their regulations. It is also a necessary condition for the success of the Green Deal.
AFBV and WGG believe that adapting the regulatory framework for NGT-modified plants will enable seed companies to more rapidly develop varieties adapted to the needs of farmers and meeting the demands of consumers and industry, across a large number of crop species (field crops, fruits, vegetables, potatoes, vines, etc.).
To enable industry players to use these NGTs quickly, this regulation should be adopted before the European election deadline of 2024, or be a priority for the next legislature. If such a timetable is not met, the marketing of NGT varieties in the EU will be postponed for several years, in a global environment where the marketing of NGT varieties has already begun in several countries.
Now is the time for the EU to be ambitious in securing the future of its agriculture. By making new genomic technologies accessible, it will help reduce the risks associated with climate change and preserve its food sovereignty and security.
Press contact:
AFBV: Gil Kressmann: tel.: + 33 6 83 46 55 33 – mail: gil.kressmann@wanadoo.fr
WGG: Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany: tel.: +49 (0)171 42 32 957 – mail:
jany@wgg-ev.de
Paris, Frankfurt/Main, July 5, 2023
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Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) und seine Mitgliedsgesellschaft Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V. (WGG) begrüßen den heute veröffentlichten Vorschlag der EU-Kommission zur Regulierung der Nutzung von Pflanzen, die mithilfe neuer gentechnischer Verfahren (NGT) gezüchtet wurden.
Die EU-Kommission folgt in ihrem Vorschlag der Bewertung, wie sie durch die wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland, Europa und auch weltweit vertreten wird: Diese NGT-Pflanzen sind ebenso sicher für Mensch, Tier und Umwelt, wie jene aus konventioneller Zucht. Die Beurteilung von Pflanzen nach ihren Eigenschaften und nicht nach Art der Erzeugung, ist aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll. Es ist längst überfällig, dass Pflanzen, die auch auf natürliche Weise und durch klassische Züchtungsmethoden entstehen könnten, wie solche reguliert werden.
So schloss sich die EU-Kommission auch bei der Kategorisierung genomeditierter Pflanzen der wissenschaftlichen Einschätzung an. Wie beispielsweise von der Leopoldina empfohlen, werden Pflanzen, die ebenfalls „natürlich oder durch konventionelle Züchtung entstehen“ können und sich somit nicht von solchen unterscheiden, zukünftig in die Kategorie 1 eingeordnet. Sie unterliegen demnach nicht den Regelungen der Gentechnik-Gesetzgebung. Vielmehr durchlaufen sie vor Zulassung – wie jede konventionelle Pflanze – einen mehrjährigen Sortenprüfungsprozess.
Die Richtlinien für die Durchführung von Feldversuchen und das Inverkehrbringen bestimmter Arten von NGT-Pflanzen werden durch den Entwurf an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst. „Dies ist auch für die Forschung von großer Bedeutung, denn Freilandstudien sind hier unerlässlich. Bisher waren diese Forschungsarbeiten aber aufgrund der hohen bürokratischen Hürden und der massiven Zerstörungen kaum durchführbar“, so der Präsident des VBIO, Prof. Dr. Karl-Josef Dietz.
Begrüßenswert ist aus Sicht von VBIO und WGG zudem, dass der Vorschlag die Regulierung an nachhaltige Eigenschaften knüpft und im Sinne der Transparenz bei Saatgut sowohl eine verbindliche Kennzeichnung als auch die Registrierung in einer öffentlichen Datenbank vorsieht.
Eine solche Gesetzgebung trägt dem wissenschaftlichen Kenntnisstand und neuesten Entwicklungen in der Pflanzenzüchtung Rechnung und kann so innovative Anwendung ermöglichen, statt diese pauschal auszuschließen. Europa zieht hier nun endlich mit anderen Regionen gleich.
Gerade angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und einer steigenden Weltbevölkerung können die neuen genomischen Techniken ein wichtiger und richtiger Baustein sein. Sie können maßgeblich die Umsetzung der ambitionierten Ziele im Bereich des EU Green Deals und der Sustainable Development Goals (SDG), insbesondere SDG 2 „Beendigung des Hungers“ und SDG 13 „Bekämpfung des Klimawandels“ voranbringen.
„Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Europa haben auch wir immer wieder nachdrücklich die zeitgemäße Reform der 30 Jahre alten Gentechnik-Gesetze angemahnt und das Potenzial der neuen genomischen Techniken für eine nachhaltigere Landwirtschaft betont. Pflanzenforschende weltweit arbeiten längst mit diesem Werkzeug, etwa um die Funktion einzelner Gene zu untersuchen oder Sorten widerstandfähiger, gesünder oder angepasster an sich ändernde Umweltbedingungen zu machen“, betont Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, Vorsitzender des WGG.
VBIO und WGG greifen dabei ganz explizit den von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Appell auf, der alle Interessenvertreter/-innen und Entscheider/-innen auffordert, jenseits von Ideologie mit der Wissenschaft in Dialog zu treten und eine faktenbasierte weitere Debatte zu unterstützen und zu führen.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Karl-Josef Dietz, Präsident Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.)
praesident@vbio.de oder karl-josef.dietz@uni-bielefeld.de
und
Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, Vorsitzender Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V. (WGG)
jany@wgg-ev.de, Mobil: 0171- 4232957