Berichte nach Veröffentlichung

          Reaktionen auf der Befragungsergebnisse aus der 2. Konsultation

Die Ergebnisse der ► Auswertung der Fragebögen aus der 2. Konsultation zur Regulierung von Pflanzen aus gezielter Mutagenese und Cisgenese wurden Mitte September 2022 durch die Kommission veröffentlicht. Anders als zu Beginn der 2. Konsultation mit der Veröffentlichung des Fragebogens, sind die Reaktionen auf deren Auswertung noch recht spärlich.


Bislang kann eigentlich nur der von einer Gruppe der Grünen im EU-Parlament (GREENS/EFS) in Auftrag gegebene Bericht Behind the smokescreen (Hinter der Nebelwand) als eine Reaktion angesehen werden. Fast alle Folgemeldungen beziehen sich auf diesen Bericht.

 Autorin: Claire Robinson GM Watch


 Verantwortliche MdEP

 Biteau B.; D´Amato R.; Häusling M.;

 Metz T.; Rivasi M.; Waitz T.;

 Wiener S.

Der Bericht:


Behind the smokescreen

Vested interests of EU scientists lobbying for GMO deregulation


  Claire Robinson / The Green/EFA in European Parliament

    (https://www.greens-efa.eu/files/assets/docs/greens_gmo_scientists_mainreport_final_2.pdf)

 

Der Bericht enthält noch die zwei Anhänge:


► ANNEX I: Lobbing Arguments

 

► The EU debate on 'new genomic techniques’ - facts, players and positions


Zusammenfassung der Studie in Deutsch

► Waitz T.: Neue Gentechnik: wie „unabhängig“ ist die Wissenschaft?


                      PM0157 29.09.2022

                            Die deutsche Zusammenfassung

Der Bericht „Behind the smokescreen“ wurde im Auftrag einer Gruppe der Grünen im EU-Parlament von den gentechnik-ablehnenden NGOs GM Watch und Corporate Europe Observatory erstellt. Die Federführung lag bei Frau C. Robinson von GM Watch. Entsprechend dem Auftrag wurden die Antworten und Stellungnahmen in den Fragebögen von Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Organisationen in Bezug auf öffentliche Äußerungen zur Gentechnik, Forschungsprojekten, Patenten, Kooperationen mit Züchtungsunternehmen usw. analysiert. Bei den Organisationen lag der Schwerpunkt auf dem Netzwerk für nachhaltige Landwirtschaft durch genetische Veränderung (EU-SAGE), den Akademien der Wissenschaften in Europa (ALLEA) und der Europäische Organisation für Pflanzenwissenschaften (EPSO). Aus den Analysenergebnissen kommt die Autorin zum Schluss, dass die Antworten in der abgegebenen Form allein aus finanziellen Interessen oder einem Eigennutz erfolgten und deshalb die Antwortenden zu keiner kritische Auseinandersetzung über das „für“ oder „gegen“ die neuen genomischen Techniken sowie über mögliche Gefährdungen von Mensch und Tier sowie Umwelt fähig oder gewillt sind. Sie schreibt den Antwortenden das Recht und Fähigkeit für die Wissenschaft zu sprechen und ihre Aussagen nicht allein aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und Gründen erfolgten.

Übersetzung aus der Zusammenfassung:


  • Viele Personen, die in den drei Organisationen auf EU-Ebene aktiv tätig sind, haben Verbindungen zur Saatgutunternehmen und halten Patente oder Patentanmeldungen in diesem Bereich.

 

  • 64 % der Mitglieder der EPSO-Arbeitsgruppe für Agrartechnologie, die Stellungnahmen zu diesem Bereich für die EPSO erarbeitet, und 32 % der EU-SAGE Mitglieder haben ein persönliches Interesse an der Kommerzialisierung von GV-Pflanzen, d. h. sie könnten finanziell oder für ihre Karriere davon profitieren, entweder persönlich oder über ihre Organisationen. Sie sind starke Befürworter einer Deregulierung von Gentechnologien, ohne ihre wirtschaftlichen Interessen in diesem Zusammenhang offenzulegen.


  • 38 % Mitglieder der EPSO-Arbeitsgruppe für Agrartechnologie 23 % der Mitglieder des EU-SAGE-Netzwerks halten ein oder mehrere Patente oder Patentanmeldungen für gentechnischen Verfahren oder -Produkte.


  • 53 Prozent der Mitglieder der EPSO-Arbeitsgruppe und 15 der EU-SAGE-Mitglieder waren an einem oder mehreren Forschungsprojekten mit der Industrie beteiligt. In einem beunruhigenden Prozentsatz der Fälle (21 % für EPSO und 10 % bei EU-SAGE) sind Einzelpersonen an einem Saatgut- oder Biotechnologieunternehmen beteiligt, indem sie eine Position oder Anteile an solchen Unternehmen.


  • 98 % der Mitglieder der EPSO-Arbeitsgruppe und 83 % der Mitglieder des EU-SAGE-Netzwerks haben einen Hintergrund in Genetik und Molekularbiologie. Fachwissen in Bereichen, die für die Bewertung möglicher negativer Folgen aus der Anwendung neuer GV-Techniken für Agrarökologie, Sozioökonomie, Toxikologie und öffentlicher Gesundheit auftreten könnten, fehlt in diesen Organisationen.

 

  • Einige öffentliche Forschungseinrichtungen haben enge Verbindungen zu einer oder mehreren der drei Lobbygruppen sowie mit der landwirtschaftlichen Biotechnologieindustrie. Zum Beispiel sind mehrere Mitarbeiter des VIB (Flämisches Institut für Biotechnologie) sehr aktiv an den Lobbying-Aktivitäten aller drei Gruppen beteiligt. EU-SAGE ist beim VIB angesiedelt, ebenso wie EPSO in seinen Anfangsjahren. Die Lobbygruppen vertreten dieselben Positionen wie die Unternehmen, mit denen das VIB bei kommerziellen Unternehmungen zusammenarbeitet, um "Forschungsergebnisse in Produkte umzusetzen". Unternehmen wie Bayer Bioscience, Bayer Cropscience und CropDesign sind in der Generalversammlung des VIB - seinem "höchsten Gremium" - vertreten.


  • Weitere Forschungseinrichtungen mit engen Verbindungen sowohl zu den drei Lobbygruppen als auch zur landwirtschaftlichen Industrie sind INRAE, Frankreich; Luke Finnland; Wageningen Plant Research, Niederlande; SLU Alnarp, Schweden und CRAG, Spanien. Dies sind zwar öffentliche Universitäten und Forschungseinrichtungen, aber einfach Orte von unabhängigem wissenschaftlichem Denken sind sie nicht, sondern sind eng verflochten mit kommerziellen Interessen. Dies ist auch das Ergebnis einer Regierungspolitik, die die Institutionen ermutigt hat, sich um Finanzierung durch die Wirtschaft und um Einnahmen aus den Technologien, die sie entwickelt haben, zu bemühen. Regierungen haben Forschungseinrichtungen zu "Cash Cows" gemacht.

 

  • Diese Ergebnisse bedeuten, dass die Lobbygruppen und einzelnen Forscher, die in diesem Bericht genannt werden, nicht als Verfechter einer "wissenschaftsbasierten" Politik anzusehen sind, geschweige die "Wissenschaft" zu repräsentieren. Sie vertreten einen begrenzten Bereich der angewandten Wissenschaft mit materiellen Interessen an der kommerziellen Nutzung der Gentechnik-Technologie in der Landwirtschaft.

Der Bericht versucht in altbekannter Manier, Personen, Wissenschaftler und Institutionen zu diffamieren. Der Bericht unterstellt ihnen, dass sie keine objektive und/oder wissenschaftlich begründete Stellungnahme in der 2. Befragung abgegeben zu haben. Es ist es ist das altbekannte Verfahren, wer jemals Kontakt zur Wirtschaft oder Patente hat oder hatte, ist ein „Industrieknecht“ und kann nicht mehr eigenständig agieren bzw. reagieren.

 

Lässt man die Unterstellungen im Bericht außer Acht, so gibt er eine umfassende Literaturübersicht.


Zur Erinnerung: Die gleiche Gruppierung der Grünen in EU-Parlament hatte versucht, die 1. Befragung der EU-Kommission zu torpedieren, in dem sie von ihr vorformulierte Meinung zu tausenden verbreiten ließt. (siehe: https://www.biotech-gm-food.com/kommentare/neue-genomische-techniken-r%C3%BCckmeldungen-an-kommission-zu-pl%C3%A4nen-der-revision-der-gentechnikgesetze)

 

Auch diesmal versucht diese Gruppe mit ihrem Bericht aus parteipolitischen Kalkül, Wissenschaftler (m/w/d) und Organisationen als unglaubwürdig in Sachen Gentechnik darzustellen, getreu dem Motto „Traue nicht der Wissenschaft – ihre Vertreter verfolgen nur finanzielle Eigeninteressen“.                                                                                                                                      

► GM Watch


Many agbiotech scientists pushing for EU deregulation of GMOs have vested interests 


New report reveals the interests of the scientists-turned-lobbyists who stand to benefit from deregulation.


A large number of European scientists active in agricultural biotechnology research who are actively lobbying for deregulating new gene editing techniques have direct or indirect vested interests in the marketing of plants derived from those techniques, through patents, patent applications, or links with the seed industry. This is revealed today by a new report commissioned by the Greens/EFA in the European Parliament: “Behind the smokescreen: Vested interests of EU scientists lobbying for GMO deregulation”. 


29.09.2022   PM0156


► Corporate Europe Observatory


Researchers with vested interests lobbying to undermine GMO safety rule


Corporate Europe Observatory has documented the concerted lobby effort by the seed industry and certain industry-linked research institutes. Our 2021 report ‘Derailing EU rules on new GMOs’ shows how GM researchers and their institutes have taken an increasingly visible role in the lobby campaign.


29.09.022    PM0158


► Häusling M. (MdEP) 


Neue Gentechnik: Wissenschaft oder Lobby – wer spricht hier?


„Zu Recht werden politische Entscheidungen auch auf Basis neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen. Was aber, wenn die WissenschaftlerInnen, nach deren wissenschaftlicher Empfehlung gehandelt wird, Eigeninteressen mit ihren Empfehlungen verfolgen, diese aber nicht explizit offenlegen? Beispiele für solche Eigeninteressen könnten Beteiligungen an Firmen oder Karrierechancen in diesen sein. Oder auch schlicht die Möglichkeit, später selbst von Gesetzesänderungen ökonomisch zu profitieren. Was ist neutrale und unabhängige Wissenschaft? In jedem Fall, so zeigt die Studie, braucht es dafür mehr Transparenz. 


29.09.2022    PM0159 


► Waitz T. (MdEP)


Waitz zur neuer Gentechnik: Kommission opfert Lebensmittelsicherheit zugunsten

Patente und Profite für Großkonzerne


Neue Studie zeigt Interessenskonflikte von Wissenschafter*innen und Einflussnahme durch Großkonzerne


29.09.2022   PM0159


Neue Gentechnik: wie „unabhängig“ ist die Wissenschaft?


„In der Studie werden wirtschaftliche Verbindungen zwischen einzelnen Wissenschaftler*innen, die in den drei wichtigsten pro-GVO-Wissenschaftsorganisationen innerhalb der EU tätig sind, und der produzierenden Saatgutindustrie untersucht. Sie zeigt, dass zahlreiche dieser vermeintlich unabhängigen Wissenschaftler*innen starke Verbindungen zu der Saatgutindustrie haben und Patente oder Patentanmeldungen in diesem Bereich halten. Das wirft ein neues Licht auf die laufende Revision der europäischen GVO-Gesetze.“


29.09.2022   PM0157 (siehe oben)


Die meisten weiteren Pressemeldungen echoen den Inhalt der Berichtes und bislang

haben sich lediglich zwei kritisch-analytisch geäußert.

► Euroseeds


Open reply to European Greens attempts to discredit broad scientific consensus on New Genomic Techniques (NGTs)


30.09.2022     PM0160

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► Grefe C., Die Zeit


Zu nah an der Saatgutlobby?


Die EU hat vor, die Zulassungsregeln für die Genschere Crispr zu lockern. Jetzt wirft die Grünenfraktion den Verantwortlichen in einem Bericht mangelnde Neutralität vor.


29.09.2022   PM0161

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► Panzaru E.  European Scienstist


Greens/EFA Report goes after plant researchers and EU organizations. It fails


04.10.2022   PM0162

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►Foote N.,  euractiv

 

EU-Kommission hält trotz NGO-Kritik an Gentechnik-Studie fest


Commission stands by gene editing survey slammed by NGOs


Eine Koalition von NGOs hat den Konsultationsprozess der Europäischen Kommission zu ihrer bevorstehenden politischen Initiative zu neuen Gentechniken kritisiert. Die EU-Exekutive besteht jedoch darauf, dass bereits eine breite Palette von Stimmen zu diesem umstrittenen Thema gehört worden sei.


06.10.2022    PM0164



► Proplanta

 

Warnung vor Interessenkonflikten bei Novelle des Gentechnikrechts


Brüssel - Mit Blick auf die Überarbeitung des europäischen Gentechnikrechts haben die Grünen im Europaparlament vor Interessenkonflikten der beteiligten Wissenschaftler und ihrer Organisationen gewarnt.


03.10.2022

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► Informationsdienst Gentechnik

 

Studie: Lobbyieren Wissenschaftler aus Eigeninteresse für neue Gentechnik?


Zahlreiche Gentechnikforschende setzen sich als scheinbar unabhängige Wissenschaftler dafür ein, das EU-Gentechnikrecht zugunsten neuer gentechnischer Verfahren zu lockern. Eine Studie der Grünen im Europäischen Parlament zeigt, dass viele von ihnen damit auch eigene wirtschaftliche Interessen vertreten könnten - etwa weil sie Patente oder Patentanmeldungen für Gentechnikprodukte halten. Die Grünen fordern, solche Interessenkonflikte klar zu deklarieren.


03.10.2022     PM0162

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► Koch J.: Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt


Gentechnik: Kritik an EU-Novelle reißt nicht ab


06.10.2022   PM0163


Der Titel ist irreführend! Da die EU-Novelle bislang nicht bekannt ist, kann es auch keine Kritik daran geben. Der Beitrag gibt die Inhalte des Berichtes der Grünen im EU-Parlament wider.


► BUND:


Neue Gentechnik: Studie kritisiert Befangenheit wissenschaftlicher Berater*innen


Für das Frühjahr 2023 hat die EU-Kommission eine Revision der Gentechnikgesetzgebung angekündigt. Dass sie eine Deregulierung vorschlagen wird, ist angesichts bisher veröffentlichter Texte wahrscheinlich. Sie betont dabei auch, wie wichtig die Einschätzung der Wissenschaft für den Gesetzgebungsvorschlag sei. Nun stellte sich heraus, dass die wissenschaftliche Beratung für dieses Verfahren alles andere als unabhängig ist.



14.10.2022    PM0170


Offene Briefe an die Kommission


► Global 2000:


Offener Brief: Fatale Fehler bei EU-Konsultation zu Neuer Gentechnik in Landwirtschaft


40 europäische Organisationen kritisieren irreführende und intransparente Befragung zu EU-Gentechnikrecht


► Open letter: European Commission’s biased road to deregulation of new GMOs

Targeted survey is fatally flawed and cannot be used for impact assessment of “new genomic techniques” legislation


04.10.2022   PM0166  PM0167


► European Coordination Via Campesina:


One month left to keep new GM food strictly regulated and labelled


Genetically modified organisms (GMOs) are a threat to peasant agriculture. All techniques of genetic modification of plants are covered by patents, reinforcing the control of seeds by the few multinationals that dominate this market, destroying the autonomy and rights of farmers to seeds.


06.10.2022    PM0168


Siehe hier auch: https://www.biotech-gm-food.com/pressemeldungen-und-stellungnahmen-zur-2-konsultation-der-kommission-zu-neuen-genomischen-techniken


► foodwatch

 

Gentechnik bald ohne Kennzeichnung im Supermarkt?


Die Gentechnik-Lobby kämpft aktuell dafür, dass „neue“ Gentechnik nicht mehr unter das geltende EU-Gentechnikrecht fällt. Hat sie Erfolg, können Verbraucher:innen Gentechnik im Supermarkt nicht mehr erkennen.

 

online-Petition: https://www.foodwatch.org/de/mitmachen/gentechnik-muss-erkennbar-bleiben/

 

08.10.2022   PM0169

 

bgf-Jany  14.10.2022

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