Zulassung, Inverkehrbringen, Kennzeichnung von fermentativ gewonnenen Erzeugnissen
Dieser Gesichtspunkt berührt zwar nicht das EuGH-Urteil und hat auch keine Auswirkungen, wenn es auf die Richtlinie 2009/41/EG angewandt wird, denn diese Punkte werden über die Verordnung (EC) Nr. 1829/2003, Nr. 1830/2003, den Verordnungen aus „Food Improvement Package“ und für Futtermittel mit Verordnung (EC) Nr. 429/2008 geregelt. Auch wenn alle mutierten Mikroorganismen als GVO angesehen werden, besteht hier keine Kennzeichnungspflicht, da diese fermentativ gewonnenen Erzeugnisse „mithilfe von“ GVOs gewonnen werden. Bei den notwendigen Sicherheitsbewertungen dieser fermentativ gewonnenen Erzeugnisse spielt der Organismus (natürlicher, klassisch mutierter oder genomeditierter) nur eine untergeordnete Rolle, sofern sowohl der Produktionsorganismus als auch rDNA nachweislich nicht mehr im Produkt vorhanden sind. (siehe hierzu auch: https://www.biotech-enzymes.com/ und
https://www.biotech-enzymes.com/lebensmittelenzyme-sicherheitsbewertung-efsa-unionliste-union-list)
Hier steht die gesundheitliche Unbedenklichkeit des Produktes im Vordergrund. Sinngemäß kann dies auch auf die fermentative Gewinnung (einschließlich Zellkulturen) von pharmazeutisch wirksamen Substanzen im medizinischen Bereich übertragen werden. In beiden Bereichen werden somit keine gravierenden Nachteile durch die Überführung des EuGH-Urteils auf die Richtlinie 2009/41/EG gesehen.
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EuGH-Urteil "Mutagenese" : Durch Mutagenese gewonnene Organismen sind GVO
Der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) fällt ein wegweisendes Grundsatzurteil zur Einordnung neuer Mutageneseverfahren.
Neu:
Dederer H.-G., Hamburger D. (2022): Are genome-edited micro-organisms covered by Directive 2009/41/EC?—implications of the CJEU’s judgment in the case C-528/16 for the contained use of genome-edited micro-organisms. Journal of Law and the Biosciences 9 (1), lsab033, | https://doi.org/10.1093/jlb/lsab033
https://academic.oup.com/jlb/article/9/1/lsab033/6513430
Faltus T. (2018): Das Mutagenese-Urteil des EuGH schwächt die rechtssichere Anwendung der Gentechnik. ZUR 10, 524-533
https://beck-online.beck.de/Bcid/Y-300-Z-ZUR-B-2018-S-524-N-1
Kahrmann J. und Leggewie G.: (2018): Gentechnikrechtliches Grundsatzurteil des EuGH und die Folgefragen für das deutsche Recht. NuR (2018) 40 (11): 761–765 761, https://doi.org/ 10.1007/s10357-018-3429-8
https://link.springer.com/article/10.1007/s10357-018-3429-8
BIO-Deutschland: Stellungnahme zur Anfrage des BVL zu Auswirkungen des EuGH-Urteils zu Mutagenese-Verfahren auf den Umgang mit genom-editierten Organismen im geschlossenen System
bgf-Jany, 03,02.2022