Die Folgen für die Forschung sind eindeutig: Eine anwendungs-orientierte öffentliche Forschung gibt es de facto nicht mehr, und die großen Firmen haben ihre Pflanzen-Biotechnologie-Forschungsabteilungen längst in die USA verlegt - mitsamt den dazugehörenden wissenschaftlichen Mitarbeitern. Ist er nicht toll, dieser wunderbare Forschungsstandort Deutschland? Auf den wir sooo stolz sind? Dass wir es uns leisten können, Wissenschaftler aus dem Land zu vertreiben?
Innerhalb meines Ortsvereins habe ich verschiedentlich erklärt, dass ich - nach mehr als 40 Jahren - aus der Partei austreten werde, wenn die Grüne Gentechnik mit Hilfe der SPD aus Deutschland vertrieben wird. Dank der Sturheit der Unionsfraktion bleibe ich also der Partei erst einmal erhalten. Und ich würde mich freuen, wenn ich auch in Zukunft keinen Anlass hätte, von meiner Ankündigung Gebrauch zu machen. Ihr habt allerdings angekündigt, dass ihr euch in der nächsten Legislaturperiode erneut für eine Regelung einsetzen werdet, die den Anbau genveränderter Pflanzen in Deutschland unmöglich machen soll. Gibt es für euch im Bundestag nichts Dringenderes zu tun? Oder stehen etwa Kompanien der großen Saatgutfirmen ungeduldig mit den Füßen scharrend an unseren Grenzen und warten auf den Anpfiff, um sich dann auf unsere Äcker zu stürzen und dort ihre genverseuchten Saaten auszustreuen?
Deshalb meine dringende Bitte: Helft mir, in der Partei zu bleiben. Oder erklärt mir, warum ihr so sehr darauf beharrt, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu verbieten. Ihr beruft euch auf das angeblich bewährte Vorsorge-Prinzip. Nach mehr als 20 Jahren des Anbaus solcher Pflanzen sollte es doch wohl möglich sein, die Gefahren sehr konkret zu benennen? Finde ich jedenfalls in meiner Einfalt. Wurden doch allein im letzten Jahr transgene Pflanzen weltweit auf über 185 Millionen Hektar (mehr als das 15-fache der deutschen Ackerfläche!) angebaut. Gibt es da nicht haufenweise wissenschaftliche Untersuchungen und praktische Erfahrungen? Auf die man jederzeit zurückgreifen kann? Ich konnte darunter nichts finden, was für ein generelles Anbauverbot sprechen könnte. Ihr wisst doch mindestens so gut wie ich, dass jede neue Variante (Event) einer gentechnisch optimierten Pflanze in der EU erst dann angebaut werden darf, wenn die EFSA, die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde, Grünes Licht für den Anbau gegeben und die Kommission den Anbau dann auch genehmigt hat. Warum soll mit Hilfe des Vorsorge-Prinzips dann noch einmal alles in Frage gestellt werden?
Ihr kritisiert in eurer Presse-Erklärung die im Gesetzentwurf vorgesehene Einvernehmensregelung zwischen mehreren Bundesministerien als überflüssig. Presse-Berichten konnte ich entnehmen, dass euch vor allem das Forschungsministerium dabei stört. Bitte erklärt mir doch, warum das so ist. Stört euch die grundsätzlich positive Einstellung dieses Ministeriums zur Grünen Gentechnik? Wenn ihr "die dringend notwendige Stärkung der Verantwortung des Bundes" fordert: Wie wollt ihr es dann rechtfertigen, bei einem Entscheidungsprozess ein wichtiges Bundesministerium mit seiner Sachkompetenz einfach zu übergehen? Findet ihr dessen Einstellung unanständig?
Es könnte natürlich sein, dass meine Einschätzung der Grünen Gentechnik völlig falsch ist, dass ich wichtige Fakten übersehen habe, und dass durch den Anbau solcher Pflanzen Umwelt und Gesundheit von Verbrauchern tatsächlich gefährdet werden oder sogar wirklich nachweisbare Schäden entstanden sind. Ich will ja die Möglichkeit nicht ausschließen, dass ich auf Grund meiner beruflichen Tätigkeit (ich habe als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Pflanzenschutzsparte eines großen Chemie-Unternehmens gearbeitet) oder meines Alters (87) partiell blind bin. Also noch einmal meine dringende Bitte: Erklärt mir, welche grundsätzlichen Gefahren von einem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ausgehen, Gefahren, die ein grundsätzliches und umfassendes Anbauverbot rechtfertigen. Die aber bisher von interessierter Seite verschwiegen oder klein geredet wurden. Sonst fürchte ich, wird mir nichts anderes übrig bleiben als bei meiner Meinung und meinem Vorsatz zu bleiben. In der Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Peter Langelüddeke
PS: Erinnert ihr euch an unser Bundestagswahlprogramm von 1998? Da fand ich den schönen Satz "Wir werden eine Innovationsoffensive starten" und dann an allererster Stelle "in der Bio- und Gentechnologie…". Klang das nicht wunderbar zukunftsfroh? Ist schon lange her: voriges Jahrhundert …..
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Falls diese langjährigen SPD-Mitglieder eine Antwort von den Angesprochenen erhalten, wird sie ihr aufgenommen.
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Bis 01. Dezember 2017 sind keine Antworten eingegangen