Der Appell der 31 EU-Parlamentarier [1, 2] an die Kommission, Mittel für die Forschung zu Risiken von gentechnisch veränderten Pflanzen bzw. von genomeditierten Pflanzen (Organismen) und zu deren analytischen Nachweis bereitzustellen, ist grundsätzlich zu begrüßen.
In den letzten 25 Jahren hat die Kommission Studien zu möglichen Gefährdungen der Gesundheit von Mensch und Tier sowie der Umwelt durch gentechnisch veränderte Pflanzen mit ca. 300 Millionen Euro unterstützt und mit einem ähnlichen Betrag haben sich zusätzlich die Mitgliedsstaaten in nationalen Projekten beteiligt. In keiner der wissenschaftlichen Untersuchungen konnten reale Gefährdungen nachgewiesen werden und alle Untersuchungen kamen zum Schluss, dass gentechnisch veränderte Pflanzen genau sicher sind wie die aus der konventionellen Züchtung [3,4]. Allerdings sollte man von der Forderung einer 100%igen Sicherheit abrücken. In der belebten Natur gibt es eine solche Sicherheit nicht! Die Wissenschaft kann system- und methodenbedingt nie eine 100%ige Sicherheit beweisen!
Das Vorgehen und die Methoden der Sicherheitsbewertung haben sich weiterentwickelt und verfeinert. Man sollte sie durchaus nun auch auf neu gezüchtete Pflanzen (Organismen) anwenden, auf ihre Eignung überprüfen und dann auch gewillt sein, entsprechende Konsequenzen aus den Forschungsergebnissen zu ziehen.
In der Tat, die Kommission hat seit 2016 keine Forschungsprojekte für Untersuchungen / zur Auffindung möglicher Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen mehr gefördert. Kleinere Vorhaben wurden von nationalen Fördereinrichtung an Universitäten unterstützt oder Interessensvertreter haben bestimmte Projekte gezielt finanziert. Ja, es besteht ein Manko an staatlich geförderten Untersuchungen. Die notorisch unterfinanzierten Universitäten und sonstige Forschungseinrichtungen können solche Forschungen nicht eigenständig stemmen.
Soweit überblickbar gibt es in der EU keine Untersuchungen zur Sicherheit genomeditierter Pflanzen. Über die Sinnhaftigkeit solcher Projekte soll hier nicht diskutiert werden, insbesondere nicht über Untersuchungen zu solchen Pflanzen, die sich nicht von natürlich mutierten unterscheiden. Unabhängig von Aspekten der Sicherheit erweitern sie aber generell unser Wissen über diese Pflanzen und ihren Interaktionen mit der Umwelt. Allerdings bedingen solche Untersuchungen stets auch Freisetzungsversuche. Solche Freisetzungen werden von diesen 31 Unterzeichner im Allgemeinen abgelehnt und unterschwellig bis offen in ihren Ländern verhindert (siehe hier das Beispiel Baden-Württemberg, Deutschland [5]). Wer mehr Risikoforschung fordert, sollte sich auch offen zu Freisetzungsversuchen bekennen!
Die Förderung der Entwicklung von Nachweisverfahren von genomeditierten Pflanzen und daraus gewonnenen Erzeugnisse ist schon aus gesellschaftspolitischen Gründen zu begrüßen. Transparenz ist für Akzeptanz und Vertrauen ungemein wichtig! Bei der Methodenentwicklung darf es nicht um den Nachweis einer oder weniger Mutationen gehen; dies ist bereits „state of the art“, sondern um den Nachweis wie die Mutation erzeugt wurde bzw. entstanden ist. Mit der Förderung solcher Forschungsarbeiten können die Möglichkeiten aber auch die Grenzen einer gerichtsfesten Nachweisbarkeit genomeditierter Pflanzen aufgezeigt werden. Auch hier gilt wieder die Politik sollte die Forschungsergebnisse zur Kenntnis nehmen und sie entsprechend umsetzen.
[ 1] Foote N. (15.02.2022): MEPs demand EU funding for research into gene editing surveillance
[ 2] Häusling M. (08.02.2022): EU research on risks and detection methods related to new GM plants
EU research on risks and detection methods related to new GM plants
[ 3] Norero D. (21.01.2022): GMO 25-year safety endorsement: 280 science institutions, more than 3,000 studies
[ 4] Jany Kl.-D. (19.02.2022): Sicherheitsforschung zu gentechnisch veränderten Pflanzen und Lebensmitteln
[ 5] Jany Kl.-D. (30.07.2020): Grüne frieren Forschungsprogramm zu Genome Editing ein
https://www.biotech-gm-food.com/gruene-frieren-forschungsprogramm-zu-genome-editing-ein